In meinem Elternhaus gibt es seit langem einen Hobbyraum über der Garage. Aber erst 2011 haben wir den Raum fertig ausgebaut. Somit ist nun der Raum für eine H0 Modelleisenbahnanlage bereit. Die Modellbahn Anlage ist ein Projekt von meinem Vater Werner. Ich helfe wenn es die Zeit erlaubt.
Die Idee von Werner wer es, den Bahnhof Burgdorf in den Grundzügen nach zu bauen. Mit dem vorhanden Platz ist in der Länge keine originalgetreue Nachbildung möglich. Daher wurde der Bahnhof etwas vereinfacht und verkürzt, wobei wir versucht haben die typischen Punkte nach zu bilden:
Um dieses Grundkonzpet herum entstand die Idee der zweistöckigen Anlage mit Schattenbahnhof. Der Schattenbahnhof auf der unteren Etage dient als Abstellbahnhof für die Züge. Darüber ist zentral der Bahnhof Burgdorf gelegen. Links vom Bahnhof befindet sich die "Paradestrecke", angelehnt an die geschwungenen Kurven der SBB Strecke zwischen Wynigen und Burgdorf. Die Strecke führt über einen Gleiswendel in den Schattenbahnhof. Auf der rechten Seite des Bahnhofs ist wenig Platz vorhanden, dort führt die Hauptstrecke direkt in einen Gleiswendel in den Schattenbahnhof. Mit den BLS Strecken versuchte ich eine sinnvolle Streckenführung zu machen, beide Strecken führen über eine Kreuzungsstelle und den linken Gleiswendel hinunter in den Schattenbahnhof.
Der Plan wurde mit der freien Software SCARM (Simple Computer Aided Railway Modeller)
erstellt. Die Bedienung von Scarm ist auf den ersten Blick völlig anders
als von einem Zeichnungsprogramm, hat sich fürs zeichnen einer
Modellbahnanlage aber als praktisch erwiesen. Das Programm enthält
Elemente von allen gängigen Gleissystemen und erlaubt auch die genaue
Arbeit mit Flex Gleisen. Als angenehmer Nebeneffekt erstellt die Software
eine Stückliste der benötigten Gleise.
Die Anlage ist in Rahmenbauweise auf zwei Etagen aufgebaut. Wir haben
dafür überwiegend 3x6cm Holzprofile und 9mm Sperrholzplatten verwendet.
Die Rahmenkonstruktion ist an der Wand befestigt und wird vorne mit Füssen
abgestützt. Aufgrund der Dachschräge waren bei der Höhe der Anlage klare
Grenzen gesetzt. Die Schienen sind auf die Holzplatten genagelt, die
Weichen geschraubt. Im sichtbaren Bereich werden wir uns überlegen, mit
einer Korkunterlage und Schotter zu arbeiten.
Die 1A
Schreinerei in Ersigen hat uns alle Rahmenprofile, Platten und
Trapeze für die Wendel passgenau zugeschnitten.
Gleiswendel
Die Gleiswendel sind mit doppellagig verleimten Trapezen aus 5mm
Sperrholz gefertigt und bilden ein Sechseck. Gestützt werden sie von 12x
M8 Gewindestangen. Die Idee des Gleiswendels aus Trapezen stammt von der
Webseite von Rainer
Lüssi. Wir haben allerdings die Abstützungen so gemacht, dass sie
parallel und nicht versetzt stehen. Dazu habe ich eine eigene Excel Datei
mit Herleitungen erstellt, damit die Trapeze genau berechnet werden
können.
Berechnung und Zeichnung
Der ursprüngliche Plan war es, ein 2.5mm (Code 100) Gleissystem zu
verwenden, weil wir davon auch noch einige Elemente an Lager hatten. Auf
dem Markt waren 2011 aber leider nicht mehr viele solche Gleissysteme.
Roco hat das bewährtes 2.5mm Gleissystem schon vor Jahren eingestellt.
Peco fabriziert noch ein Code 100 Gleis, dies ist aber optisch eher an
Englische oder Amerikanische Vorbilder angelehnt. Das Piko A-Gleissystem
erschien uns eine gangbare Lösung, die wir nach Tests allerdings schnell
wieder verworfen haben. Die Piko Weichen machten keinen guten Eindruck,
die Zungen waren nicht für schwere Hag Loks ausgelegt. Also haben wir
sämtliches 2.5mm Gleismaterial verkauft.
Wir kamen schliesslich zum Entschluss, ein aktuelles 2.1mm (Code 83)
Gleissystem zu verwenden, das mit sicher 85% von unserem Rollmaterial
funktioniert. Alte Märklin Modelle mit nicht normgerechten Radsätzen
fallen in die restlichen 15% und rattern. Zwei Gleissysteme kamen in die
engere Auswahl: Roco Line und Tillig Elite. Roco Line ist robust, bewährt,
mit einfacher Geometrie und es gibt vielfältige Standardelemente wie Bögen
und moderate 15° Weichen. Nur fehlte uns für die doppelte Gleisverbindung
die typische Doppelkreuzungsweiche mit innenliegenden Zungen
("Engländer"). Nach einem positiven Test der sehr filigran gebauten Tillig
DKW, entschieden wir uns, den Bahnhof komplett aus Tillig Elite Gleis zu
bauen. Die Strecke, der unsichtbare Teil und der Schattenbahnhof wird mit
Roco Line realisiert.
Bei den Weichenantrieben haben wir uns im unsichtbaren Bereich für den
Roco Doppelspulen Antrieb entschieden. Im sichtbaren Bereich des Bahnhofs
werden Tortoise
Unterflurantriebe verwendet. Auch getestet: Fulgurex (gut aber laut),
Tillig (laut und mühsam zu justieren), Conrad (wenig präzise und noch
weniger robust, war nach kurzer zeit defekt). Die Tortoise Antriebe sind
kräftig, sehr präzise, einfach zu justieren, verbrauchen wenig Strom und
sind auch noch flüsterleise.
Heute gibt es eigentlich nur noch Digitalsteuerungen, welche einen
Decoder in jedem Fahrzeug erfordern. Werner ist aber mit der
konventionellen Blocktechnik wesentlich besser vertraut. Angesichts des
vorhandenen Fuhrparks kam für uns so oder so keine reine Digitalsteuerung
in Frage. Schliesslich sollte auf der Anlage auch mal ein Messingmodell
oder ein Oldtimer eine Testfahrt absolvieren dürfen.
Auf der Suche nach einer passenden Steuerung sind wir auf Driving Railway gestossen. Grob gesagt ist Driving
Railway eine computergestützte Blocksteuerung. Driving Railway erkennt
über den elektrischen Widerstand eine Lok oder einen Wagen mit
entsprechendem Radsatz und verfolgt den Zug über die Anlage. Das Programm
steuert auch die Weichen und (optional) die Signale. Durch die
Blocksteuerung ist ein sicherer Betrieb wie beim Vorbild gewährleistet.
Mich überzeugte an Driving Railway, dass es mit Standard PC Hardware läuft
und zudem die Möglichkeit bietet, die Anlage über ein Bussystem ein
bisschen weniger aufwändig zu verkabeln. Freundlicherweise durften wir die
Anlage des GRC (Gruyère Rail Club) besichtigen, die mit Driving Railway
gesteuert wird. Schliesslich waren wir von der Lösung überzeugt und
bestellten eine erste Tranche der Steuerung.
Trotz des Bussystems ist der Aufwand der Verkabelung nicht zu
unterschätzen. Die Anlage wird in Blöcke aufgeteilt und jeder einzelne
Block wird über vier Kabel mit der Steuerung verbunden. Neu bietet Driving
Railway auch die Möglichkeit, Digitalfunktionen zu nutzen, auch im
Mischbetrieb.
Alle Fotos: Bau 2012, Bau 2013
Rahmenbau. Die Rahmen wurden mithilfe eines Lasers ausnivelliert.
Hauptrahmen mit Laser | Rahmen linker Wendel | Rahmen rechter Wendel | Oberer Rahmen Bahnhofsbereich | Oberer Rahmen rechts |
Gleiswendel
Schattenbahnhof und Nebenstrecken
Der Schattenbahnhof entsteht | Schattenbahnhof mit Zug | Nebenstrecke | Kreuzungsstelle Nebenstrecke |
Bahnhof und Hauptstrecke
Ende 2013 ist der Bau der Gleisanlagen fast abgeschlossen, es fehlen nur noch einzelne Abstellgleise.