Rennstrecke: Saison 2011

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Übersicht Rennstrecke

Nach all den kleineren und grösseren Schwierigkeiten mit dem Fahrwerk der GSX-R wurde über Winter 2010 das Fahrwerk erneut gemacht: Der KYB Stossdämpfer wurde revidiert und nach meinen Inputs neu abgestimmt. Bei der Gabel waren wir hingegen etwas ratlos. Das bewog mich dazu, eine zweite Gabel mit Zubehör Cartridge aufzubauen. Gunna war so freundlich und hat für mich eine technisch perfekte Gabel erstanden und diese dann an die Grenze weiter geleitet. Kurz vor dem ersten Event wurde bei Res Stäger eine Öhlins FGK 1199 Cartrige eingebaut. Ansonsten wurde am Motor noch das Ölleck abgedichtet. Durch Zufall kam ich auf RaceChrono, einem GPS Laptimer für Symbian Handys. Ein Test auf einem günstigen Nokia Touchscreen Handy überzeugte mich und es wurden ein externes GPS und das Handy ans Motorrad angebaut.
Nach dem ersten Event bei warmen Temperaturen war leider klar, dass der hintere Dämpfer einfach immer noch viel zu stark abbaut. Nach kurzer Suche konnte ich ein fertig abgestimmtes Ohlins Federbein erstehen. Im gleichen Zug wurde auch der Lenkungsdämpfer ersetzt. Seither ist das Motorrad viel fahrbarer geworden, die Strassenlage ist nun bei guten Grip Verhältnissen sehr gut. Entscheidend ist aber dass das Motorrad viel weniger Wheelie-Neigung hat und sich dadurch sehr viel weniger nervös fährt.

Übersicht


Cartagena, 21.-25.3.2011, Valentinos

Vorgeschichte
Michi hat mich via Racing Bikers Forum motiviert, mit diesem Veranstalter erstmals zu fahren. Dass die Strecke in Cartagena streng ist wusste ich - aber weil dieses Jahr die Pollenallergie ungewöhnlich früh und stark einsetzte war an vernünftiges Training vorher dennoch nicht zu denken.
Ziel für die Woche war, die diversen Fahrwerksteile auszuprobieren und sich dann für eine Gabel und für einen Stossdämpfer zu entscheiden. Da ich nicht mit eigenem Transporter reisen würde, habe ich alles in graue Kisten verpackt.

Samstag /Sonntag 19./20.3.2011
Michi holt mich am SA morgen mit dem VW Crafter ab und wir fahren bis Barcelona. Übernachtung im sehr guten Hotel Augusta. Nicht nur wir sondern auch der Transporter war sehr gut aufgehoben (nicht unwichtig in Spanien). Sonntag fahren wir die restlichen ca 700km bis Cartagena. Irgendwo nach Valencia reklamiert der Crafter zu wenig Ölstand. Im Handbuch steht nicht mal mehr was für ein Öl rein gehört, mit VW 50700 konnte ich jedenfalls nichts anfangen. Bei der nächsten Tankstelle kippen wir 1 Liter 10W30 Vollsynthetik rein und weiter. Das Navi führt uns perfekt an der Strecke vorbei. Das heisst als wir genau neben der Strecke auf der Autobahn durch fahren, teilt es uns allen ernstes mit "Ziel erreicht". Dass keine Ausfahrt war, schien es nicht zu stören, die Kassierin an der 15km entfernen nächsten Ausfahrt übrigens auch nicht :-/
Weil wir noch zu früh waren, quartierten wir uns zuerst im Hotel ein. NH Campo Cartagena, sehr zu empfehlen. Wieder an der Strecke angekommen haben wir uns in eine Sammelbox einteilen lassen. Später fiel uns auf, dass wir eigentlich Idioten sind, zu sechst in eine Sammelbox zu gehen. 150 Euro pro Person macht 900 Euro pro Woche... die regulären Boxen kosten aber nur 500 Euro. Tja, jetzt wars aber zu spät, hätten wir uns vorher überlegen müssen, Wechsel nicht mehr möglich. In der Box sind neben Michi (R6) und mir noch Thomas (R1), Jaime (S1000RR), Michael (R6) und Dennis (GSX-R 600). Letzterer hatte seinen Mechaniker Jo dabei, aber keine 36er Nuss zum Radmutter lösen. Michi meint, das seien bestimmt Anfänger.

Montag 21.3.2011
Zuerst sollte ich vielleicht kurz etwas zur Strecke sagen: Cartagena ist eine sehr schwere Strecke, die eigentlich ausschliesslich aus Kurven besteht, ausgenommen die kurze Zielgerade wo man kurz mal den 5. Gang einlegen kann. Letztmals war ich vor 5 Jahren mit der TL auf der Strecke und kam eigentlich überhaupt nicht zurecht. Kurvenspeed ist unheimlich wichtig, ebenso Speed am Eingang und Ausgang der Kurven. Ohne Bremsen und Beschleunigen in Schräglage geht rein gar nichts. Wetter ist übrigens gut aber windig.
Streckenbeschreibung: Die erste Kurve ist eine Doppelrechts, die in einer Senke beginnt und über die erste Rechts (3. Gang) über eine kleine Kuppe in die zweite Rechts und dann gleich in eine ganz enge Links (2. Gang) führt. Von dort geht es ein paar Meter weiter in die Schikane (3. Gang), danach in eine lange Rechts, welche in einer engeren Rechts endet. Gleich darauf geht es in eine lange links, welche in einer engen bergauf Links endet. Was uns wiederum bergauf in eine leichte Links führt, von dort geht es gleich bergab rechts und wieder links, mit der elastischen 1000er fahre ich das alles im 3. Gang von 6000 bis 13000 U/min. Nach der schnellen Rechts folgt eine enge rutschige Haarnadel (2.-3. Gang), wo es steil bergauf über eine Kuppe in eine leichte Links führt (3. - 4. Gang). Hier bremst man dann quer über die Strecke in die Palmen Haarnadel hinein. Von dort bis zur Zielkurve geht es noch rasch in den 3. Gang, bevor für die enge 2. Gang Rechtskurve wieder der 2. eingelegt wird. Auf der Geraden kämpfen wir nun bis ende Boxenmauer mit dem steigenden Vorderrad... dann ist mit dem 5. Gang für vielleicht 1 Sekunde Ruhe und die 1. Kurve kommt erneut angeflogen.
Ja eben, die Strecke ist anspruchsvoll. Vom Veranstalter wurde ich in die Racer Gruppe eingeteilt. Äh, wie würde ich wohl gegen einen Roman Stamm, Daniel Sutter oder Roman Raschle aussehen? Sind immerhin alles IDM Fahrer. Nun gut, ich ging es mit Respekt an. Die Strecke war eigentlich rasch wieder drin, nicht so ganz klappen wollten vorerst die erste und die letzte Kurve. Das Fahrwerk fühlte sich hinten trotz himmeltraurigem letztjährigem Hinterreifen eigentlich stabil an. Bereits mittag tauschte ich das Hinterrad gegen die andere Felge mit noch gutem Dunlop Slick aus. Vorne kam mit dem Kurvenspeed auch bald das Chattering zurück. Trotzdem übte ich mich im Vielfahren und fuhr am ersten Tag jede Session und total über 200km. Das ging ziemlich an die Substanz. Nicht mal auf der Geraden konnte man sich ausruhen, weil wegen dem Seitenwind die Fuhre mit leichtem Vorderrad sehr instabil war. Bestzeit 1:47.1. Im vergleich zu den Sub 1:40er Zeiten der IDM Fahrer langsam, aber immerhin 9s schneller als seinerzeit mit der TL!
Abends wechselte ich dann unter kritischen Blicken meiner Boxen-Nachbarn die Gabel. Gabel mit KYB Innereien raus, neue Gabel mit Ohlins FGK1199 Cartridge rein. Michi bemerkt etwas ungläubig, dass die Gabelholme ja gar nicht gleich lang sind. Ja, die Ohlins Cartridge hat 1cm zusätzlichen Federweg, u.A. weil sie längere Top Off Federn enthält. Und spricht traumhaft fein an! Nach etwa 1.5h schrauben ist alles wieder zusammen und eine Grundeinstellung (Negativfederweg, Druckstufe, Zugstufe) gemacht.
In der Box neben uns zieht ein schottisches Rennteam ein. Mark, der eine Fahrer, fährt die Strassenrennen wie Isle of Man und Northwest 200. Pete, der jüngere Fahrer, fährt nur die Rundstrecken Rennen. Dabei haben sie zwei 600er und eine brandneue 1000er Kawa. Verstehen kann man nur etwas, wenn sie sich mühe geben ein verständliches Englisch zu sprechen...

Dienstag 22.3.2011
Mit der neuen Gabel bin ich bereits in der allerersten Session bei super kaltem Asphalt 1s schneller. Der Unterschied ist grösser als erwartet. Die Ohlins Cartridge spricht viel feiner an und schlägt auch bei extra hartem Ankern nie durch, jedenfalls nicht spürbar. Zudem hält die GSX-R die Linie in der Kurve extrem viel besser, dies ist der allergrösste Unterschied. Die Meinung ist also schnell gemacht, die Gabel bleibt drin!
Zum probieren drehe ich das Schaltschema um. Für mich ungewohnt so zu fahren und schnelles runter schalten ist nicht mehr möglich. Zudem sehe ich keinen Vorteil beim hoch schalten. Den Versuch ziehe ich noch bis in den Nachmittag hinein, dann gehe ich wieder zurück auf normale Schaltung.
Mittags werde ich mutig und wechsle auch gleich noch den Stossdämpfer. Überarbeitetes Original raus - Wilbers rein. Leider ist die Feder zu kurz und ich kann sie nicht genügend vorspannen. Im Turn nach dem Mittag stelle ich bereits in der Runde aus der Box fest, dass die Grundeinstellung zu weich ist und kehre gleich wieder in die Box zurück. Dort drehe ich erstmal Druck- und Zugstufe 5 Clicks zu. Die Zugstufe ist sehr unglücklich gelegen, nur dank Handschuhen verbrenne ich mir die Pfoten nicht. Mit der härteren Einstellung komme ich bis auf wenige Zehntel an die Zeit vom Vormittag heran. Aber stabil ist das Heck weiterhin nicht ganz. Ich drehe die Highspeed Druckstufe noch einmal ordentlich zu, es bleiben noch 4 clicks bis voll zu. So fahre ich zwar die gleichen zeiten wie mit dem alten Stossdämpfer, aber das Heck ist immer noch etwas lebendig, die Feder ist wahrscheinlich zu weich und es müsste noch Abstimmungsarbeit geleistet werden. Ein Vorteil ist die getrennte High/Low Speed Druckstufe und das feinere ansprechen. Ein Nachteil ist die schlecht zugängliche Zugstufe, einfach unmöglich! Entweder hat man die Pfoten verbrennt (Auspuffseite) oder schwarze Handgelenke (Kettenseite). Mit der Faktenlage ist klar, dass das Federbein am abend zurück gewechselt wird. Dank Michis hilfe ging das sehr rasch.
Michi hatte sich heute übrigens stark gesteigert und lag nun auch in den 1:4x Zeiten. Bestzeit meinerseits 1:46.1. Ich bin auch wieder fast alle Turns komplett gefahren und war total fertig. Das merkte man auch daran, dass ich mit dem Seitenwind auf der Geraden extra grosse Probleme bekundete. Einmal verschlug es mir so den Lenker als das Vorderrad versetzt aufsetzte, dass es mir den Fuss von der Fussraste geschlagen hat. Ups, und das trotz Lenkungsdämpfer! Die Dunlops mit der sehr harten Karkasse verzeihen in der Hinsicht einfach nichts. (Erst im Nachhinein gemerkt: Der Lenkanschlagschützer war total platt geschlagen!!)
Bisher sind Dennis und Michael immer weit über 2min gefahren. Michi wettet als kleine Motivation mit Dennis um eine Kiste Bier, dass er morgen nicht unter 1:55 kommt. Darauf gehen wir einkaufen... ja auch Bier man weiss ja nie. Ich hätte jedenfalls nicht gewettet, irgendwie kamen mir Dennis und Jo suspekt vor.

Mittwoch 23.3.2011
Der erste Turn fällt weg, weil die Strecke noch feucht ist. Jaime weist mich darauf hin, dass der vordere Reifenwärmer nicht geht. Diagnose Kabelbruch. Retter in der Not war MRD Racing, der mir einen neuen Satz verkaufte. Sehen gleich aus wie die TTSL, sind aber grösser und passen nun endlich ganz über die Dunlops.
Dann trocknet der Wind sehr schnell alles ab und es kann los gehen. Ich fahre etwas weniger, dafür schneller, bin bereits im ersten turn auf 1:45. Michi steigert sich auch auf 1:45. Jetzt fahren wir auch mal gemeinsam, mit dem verschlissenen Hinterreifen bin ich am Mittag auf 1.44.2. Michi will noch rasch unbedingt schneller sein und stürzt unmittelbar vor dem Mittag in der ersten Kurve nach verpasstem Bremspunkt. Er fällt kopfvoran ins Kies, tut sich aber glücklicherweise nicht weh. Die R6 kommt mit ein paar Blessuren auf der rechten Seite auch glimpflich davon und ist rasch repariert.
Am Nachmittag mit neuem Dunlop 6854 (strong) Hinterreifen bin ich plötzlich auf 1:42.8. Ein kleines rencontre mit einer 125er führt meinerseits zu einer ultra heissen Situation in der ersten Kurve. Das war sau knapp, ich wusste doch der kommt wieder. Auch gut gesteigert hat sich Dennis. Er fährt plötzlich locker eine 1:45 auf der R6. Damit ist unsere Kiste Bier fällig. Nun kommt die Warheit raus: Dennis ist mal R6 Cup und Superstock EM gefahren, weiss also durchaus wie man schnell fährt. Langsam fuhr er, um Michael zu instruieren. Tja, die zwei haben uns kalt erwischt, aber die Kiste Bier haben wir dann gern bezahlt. Auf Anregung von Dennis arbeite ich an einer anderen Linie, damit ich die Power der 1000er besser ausnutzen kann.
Der Vorderreifen war nach den 3 strengen Tagen sowas von fertig. Lieber Willi, das war kein Medium, sondern ein Soft! Und Soft Dunlops halten nicht :-( Markus vom Reifendienst liest mir ordentlich die Leviten: Ich solle die Reifen gefälligst nicht UNTER die Verschleissmarken fertig fahren!!! Grund: Wenn der Laufflächen Gummi vollständig abgefahren ist, kommt plötzlich der luftdichte Gummi zum Vorschein und der Reifen verliert urplötzlich die Haftung. Der neue Dunlop KR106 Slick wird interessanterweise wieder als 120/70 bezeichnet und nicht mehr 125/80. Die äusseren Dimensionen sind aber gleich geblieben! Ich wähle Mischung 6813, also diesmal wirklich medium.
Heute gingen wir nach Empfehlung der netten Marta an der Reception zum Itailiener essen. Nun, als wir ihn dann gefunden hatten, wars wirklich SUPER lecker und natürlich viel zu viel. Weil wir so voll gefressen waren, haben wir ein Taxi zurück ins Hotel genommen :-)

DO 24.3.2011
Der Tag ist recht schnell erzählt: Es hat bis ziemlich genau 15:30 geregnet oder genieselt. Weil für Freitag schön angesagt war, montierte ich die Felgen mit den Regenreifen nicht und ruhte mich stattdessen mit lesen aus. Dann wurde es plötzlich trocken. Weil der Veranstalter von der einen auf die andere Minute von freiem fahren auf Gruppenfahren umstellte (eine unverständliche Entscheidung, schliesslich waren schon viele Leute zurück ins Hotel gefahren), verpasste ich just den Turn meiner Gruppe. Also blieb noch genau ein Turn bei kühlen Bedingungen. Viel Wheelspin und ein aufreissender Hinterreifen liessen bei mir keine Topzeiten zu, nur ca 1:44. Aber immerhin gefahren. Betreffend Topzeiten: Die Supersport IDM Fahrer fuhren 1:37, ein paar spanische Moto2 Fahrer ebenfalls. Roman Stamm (IDM SBK) fuhr ohne Transponder. Hab ich schon gesagt, dass der neue Dunlop Vorderreifen brutal gut geht? Wirklich, ich war immer zu früh auf der Bremse, das teil klebt wie Kaugummi! Und das handling ist ein haufen besser als der ausgelutschte alte.
Heute schleppten wir auch die Boxenkollegen zum Italiener - weils so gut war. Werft uns jetzt vor dass wir in Spanien zum Italiener essen gehen - aber wer Kultur mag geht sowieso nicht nach Cartagena.

FR 25.3.2011
Zeitplan zeigt vier Sessions freies fahren und von 14:00 bis 15:00 eine Stunde Superpole. Eigentlich war ja ein Rennen im Programm gewesen, aber das war leider nicht durchführbar (Auflagen Streckenbetreiber / finanzielle Frage ?). Ich nahm mir vor, mich in der Superpole noch einmal zu steigern. Am morgen fuhr ich nur 2x kurz 15min mit dem alten Hinterreifen. Superzeiten waren damit nicht mehr drin, aber ich konnte noch an der Feinabstimmung der Gabel arbeiten. Durch den besseren Vorderreifen ging die Gabel beim Bremsen nun wieder auf block, was man einzig und allein durch ein steigendes Hinterrad merkte! Das wurde mir beim aufholen von Michi bei der letzten Kurve zum Verhängnis, ich musste aufmachen, es blieb nur der Weg durchs Kies. Mit den Trick im Kies immer ein bisschen gas zu geben schaffte ich es ohne Sturz bis zur Streckenbegrenzung. Dann zurück an die Box und rasch die Unterverkleidung von Kies befreit. An der Gabel wurde die Federvorspannung erhöht und die Druckstufe um 1 Klick zu gedreht. Dann wieder raus und nochmal rasch ein paar Runden gedreht - alles OK. Der Vorderreifen mach Spass, es sind Schräglagen bis zum Ohrläppchen möglich.
Für die Superpole montiere ich einen neuen Dunlop Hinterreifen. Ich fahre 2 Sessions à je ungefähr 6 Runden. Die letzte Runde der ersten Session ist die schnellste: 1:41.664. In der zweiten Session fahre ich konstant 42er Zeiten, aber toppen kann ich meine eigene Zeit nicht mehr. Die Lizenzfahrer fahren 1:36, Roman Stamm mit der 1000er Suzuki sogar 1:35. Etwas überraschend werde ich an der Siegerehrung dann zum Sieger erklärt. Die Lizenzfahrer zählen nicht und vom Rest inklusive Instruktoren war niemand schneller. Geil, erster Einsatz, erster Sieg, so könnte die Saison glatt weiter gehen!
Die zwei Turns am Nachmittag lasse ich sein und helfe stattdessen dem Reifendienst MRD Racing beim zusammen räumen - schliesslich reist mein Mopped mit ihm nach hause. Markus der Chef humpelt mit Gipsbein herum, kann die Hilfe also sicher brauchen. Michi fährt mit dem Crafter am Sonntag weiter nach Aragon, deshalb kann ich nicht mit ihm zurück reisen.
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Sportbilder-Event Diverse Fotos
Mein Motorrad reist also im LKW vom Reifendienst nach hause. Ich selber reise schlussendlich mit Team Raschle per Wohnmobil nach hause. Herzlichen Dank an Martin Raschle fürs mitnehmen und auch Sutters, von Guntens für die leckere Verpflegung und den kurzweiligen Abend in Valencia. Ah ja, auf der Reise war der Running gag der Deutsche Teilnehmer, der doch tatsächlich per Motorrad nach hause reiste: Ich hab jedes mal einen Strich gemacht, wenn er uns nach einem Tankstopp wieder überholte. Mir ging irgendwann das Papier aus, aber es waren glaub 6x...

Fazit



Motorland Aragon , 4.-6.4.2011, Speer Racing

Vorbereitungen
Da die Maschine und insbesondere das Fahrwerk in Cartagena so gut funktioniert hat, hab ich erstmal gar nichts gemacht ausser alles geputzt. Den langsam fälligen Ölwechsel hab ich auch nach hinten geschoben, weil das Leck am Motor doch nicht 100% dicht war und eine grosse Zerlegung unabwendbar schien. Weil aber nur sehr wenig Öl austritt, ist das ganze vertetbar.
Der Vito bekam eine neue Batterie und musste zur Fahrzeugprüfung - der Transporter sollte also ready sein.

Anreise
Samstag gegen 16:00 war ich bei Corsin, wo wir all sein Material eingeladen haben, ein Bierchen getrunken haben und dann ein herrliches Raclette gegessen haben. Während ich MotoGP Qualifing schaute, schnipselte Doris noch etwas an Corsins Mähne herum.
Sonntag standen wir um 05:00 Uhr auf und machten uns rasch auf den Weg nach Spanien. Just noch in Frankreich hörten wir im Radio das MotoGP Rennen. Der Kommentator bekam fast eine Krise als Rossi Stoner abräumte. Leider verlor der Sender kein Wort über Lüthis 2. Platz im Moto2 Rennen. Das Rennen war erst nach der spanischen Grenze fertig, aber das Resultat verstanden wir auch irgendwie. Einige km vor Alcaniz begann es zu regnen. In Alcaniz wollte uns das Tomtom über einen Karrweg zur Strecke führen - wir glaubten der schon vorher teils etwas verwirrten Tomtom Stimme nicht und fuhren den normalen Weg durch die Stadt, wo wir auch gleich noch den Transporter und die Kanister auftanken konnten.
Die Strecke fanden wir problemlos. Dort angekommen suchten wir nach zwei Boxenplätzen und wurden bei Ueli Furrer fündig. Dort richteten wir uns also auf der nicht-Kawasaki Seite ein. Corsin riss die Bierdosen mit so einer Geschwindigkeit aus der Kühlbox, dass prompt eine Dose kaputt ging und er und Kühlbox fortan etwas nach Bier rochen. Die Anmeldung bei Speer war rasch erledigt. Nach einem gemütlichen Nachtessen legten wir uns bald aufs Ohr - ich wie immer im Vito, Corsin diesmal in der Box.

Montag 4.4.
Als ich aufgewacht bin, hatte Corsin bereits die Regenreifen auf der TL gegen Slicks getauscht, Bremsbeläge gewechselt - kurz um er war im Gegensatz zu mir schon voll wach. Das Briefing fand im Briefing Raum statt (logisch, oder?), aber bis wir den gefunden hatten wars schon im Gange. Item, der ältere Herr mit Dani Pedrosas Englisch Dialekt erklärte den Betrieb auf der Strecke genau, inklusive Ampelanlage. David von Speer weist noch einmal alle darauf hin doch bitte vorsichtig anzufangen.
Corsin war in der schnellen Gruppe 2 (gelb) eingeteilt, ich in der sehr schnellen Gruppe 3 (rot). Unsere ersten Turns verliefen soweit gut, es galt sich an die schöne Strecke heran zu tasten. Ziemlich flüssig. Leider schepperte es im ersten Turn der Racer Gruppe 4 (weiss) ganz fürchterlich und der nächste Turn meiner Gruppe fiel aus. Am Unfall in der Schikane waren 3 Motorräder befestigt, unter anderem Beat auf Honda aus unserer Gruppe und ein Yamaha Fahrer von der Box nebenan. Beat hatte jedenfalls glück dass er "nur" Schnitte und Prellungen am Arm hatte, der Gummiabrieb am Helm liess schlimmeres vermuten.
Ich kam vorerst überhaupt nicht auf touren, wusste aber nicht warum. Gut, die Strecke ist ganz anders, viel mehr schnelle Kurven wo man lange hart am Gas bleibt. Am Setup von Cartagena hatte ich nur 1-2 Klicks verändert, aber der Hinterreifen riss hier wahnsinnig auf! So etwas hatte ich bei den Dunlops noch gar nie gesehen, nach 2 Turns konnte man den (angefahrenen) Reifen weg werfen. Darauf kaufte ich vorausschauend beim Reifendienst einen harten Dunlop Hinterreifen in 6838 Mischung, den letzten übrigens. Am Nachmittag fiel mir auf, dass im richtig heissen Zustand die Dämpfung hinten sehr weich ist. In den zwei letzten Turns hab ich ein ganz hartes (Dämpfung voll zu) und ein ganz weiches Setup (Dämpfung sehr offen) verglichen. Verblüffenderweise gab es da gar nicht viel Unterschied, auch im Reifenbild nicht. Einzig der Grip in starker Schräglage war mit dem ganz weichen Setup schlechter und der Reifen riss auch ganz zu äusserst noch auf. Die Einstellschrauben sollten aber einen viel grösseren Effekt haben! Nach 3 weiteren Turns konnte ich im Prinzip auch den 2. angefahrenen Reifen wegwerfen. Es kann doch nicht sein, dass mit voll geschlossener Zug- und Druckstufe das Heck hochschnellt und sogar noch nachwippt! Da war also etwas faul. Ich zeigte die Maschine GL Suspension. Der war gleicher Meinung, da stimmt was nicht, hatte aber leider nicht das Equipment da um den Stossdämpfer aufzumachen oder gar anders abzustimmen. Das brachte mich also auch nicht weiter. Zeitlich lag ich übrigens bei 2:11.0 - noch grad auf der ersten Seite der Zeitenliste.
Doppelt doof war, dass zuhause ja ein Wilber Dämpfer herum liegt, der wär jetzt hilfreich gewesen! Etwas entmutigt stellte wieder das Setup von Cartagena ein und genoss das Abendessen aus Corsins mobiler Küche. Abends empfahl mir Raffi (der Valentinos Instruktor) am Dienstag mit einem gewissen Tom aus seiner Nachbarbox zu sprechen - der verstehe auch etwas von Fahrwerken.

Dienstag 5.4.
Ich mühte mich im ersten Turn noch mit dem zerfetzen Reifen ab und suchte dann bei Tom rat wegen dem Fahrwerk. Der meinte, die Symptome würden darauf hin deuten, dass der Dämpfer zu grosse Toleranzen hat und wenn er richtig aufgeheizt wird nie funktionieren, weil sich das Gehäuse stärker als die Kolben ausdehnt. Ich konnte mir das zwar schlecht vorstellen, dass das Öl neben den Kolben durch fliessen kann, aber die Erklärung passte wirklich ganz genau zu den Problemen. Immerhin bekam ich einen konstruktiven Tip, nämlich den Hinterreifen zwei drei Zehntel mehr auf zu pumpen, damit der nicht so stark arbeitet und nicht so stark aufreisst.
Auf Bitte von Corsin hin fuhr ich einen halben Turn auf der TL. Er hatte schon gestern immer Probleme mit dem 4. Gang gehabt, der immer wieder heraus sprang. Effektiv, das Getriebe ging einerseits sehr schwer, anderseits sprang der 4. Gang wirklich immer wieder heraus. Zu allem Übel fing auch der 5. Gang an Probleme zu machen, ich befürchtete sehr stark dass das Getriebe am Arsch ist und mahnte Corsin zur Vorsicht. Und jetzt im direkten Vergleich zur GSX-R fiel mir auf, dass die Einstellung der Suter Anti Hopping Kupplung in der TL nicht gut ist, sie bremst zu wenig mit. Da muss eine stärkere Anti Hopping Feder rein! Corsin kam dann nicht mehr weit, das Getriebe gab in der darauf folgenden Runde endgültig den Geist auf. Immerhin fanden wir zwischen 4. und 5. Gang noch einen Leerlauf.
Gleich anschliessend hab ich den Tip von Tom mit einem neuen Hinterreifen auf der GSX-R umgesetzt. Mit dem neuen Reifen fuhr ich auf Anhieb 2:10. Aber schon in der 3. Runde liess sich im Geschlängel nicht mehr vom 4. in den 3. Gang schalten. In dem Moment hab ich echt geflucht unter dem Helm, das kann doch nicht sein!!! Ich fuhr also auf die asphaltierten Auslaufzonen neben der Strecke und versuchte herunter zu schalten - ohne Erfolg. An der Corkscrew war die Auslaufzone zuende und ich musste im 4. Gang kurz wenden um wieder einzufädeln und warten, bis kein Verkehr war. Dann im 4. Gang mit erhobener Hand zurück an die Box gerollt. Dort haben Corsin und ich auf dem Montageständer das Getriebe irgendwie wieder frei gekriegt - uff!! Nichts wie raus um zu sehen ob es wirklich funktioniert - zum glück war wieder alles OK. Die gute Nachricht war übrigens, dass der Hinterreifen gut aussah, die 3 Zehntel mehr Luftdruck hatten was gebracht.
Nach dem Mittag fuhren also Corsin und ich auf der GSX-R. Er liess sich in die grüne Gruppe umteilen, damit er sich in aller Ruhe mit der Maschine anfreunden konnte und auch damit unsere Turns jeweils durch 20min Pause getrennt sind. Mir fiel schon bei seinen ersten Runden auf, dass er entspannter drauf sitzt als auf der TL - die kompakte GSX-R passt irgendwie zu ihm. Dass er auf anhieb schneller war als mit der TL bestätigte das - auch wenn Leistung hier natürlich auch zu guten Rundenzeiten bei trägt. Immerhin konnte er fahren und hatte offensichtlich auch noch spass daran - Tag gerettet.
Meinerseits verbesserte ich mich auf 2:07.5 - noch nicht ganz was ich mir vorgenommen hatte aber doch schon deutlich besser als gestern. Damit war ich auch für das 1000er Rennen qualifiziert - allerdings auf Platz 28 in der 7. Reihe.
Abends assen wir mit den Boxenkollegen zusammen und erzählten uns ein paar lustige Geschichten. Der Witz des abends war, dass Dölf als wir einkaufen gingen zwei Zigarren bestellte. Fündig wurden wir schlussendlich an einer Hotelbar. Ja und wie sich herausstellte, wohnte Dölf in genau dem Hotel... und spanisch könnte er auch :-)

Mittwoch 6.4.
Die zwei kurzen 15min turns am morgen fuhr ich nicht mal ganz - es galt Kräfte zu sparen für das Rennen. Corsins 2. Turn musste leider ausfallen, weil der direkt vor dem Rennen war - das wär zu knapp gewesen. Ich montiere die Felge mit dem neuen Hinterreifen und tanke 12l.
Für das Rennen wurde in der Boxengasse die Startaufstellung gemacht und dann mit einem Pace Bike eine Aufwärmrunde gefahren und gleich mit fliegendem Start gestartet. Meine Strategie funktionierte prächtig und ich konnte mit viel Schwung aus der letzten Kurve bereits in der 1. Kurve einen ausbremsen. Weiter lief es eigentlich tiptop, ich überholte gleich mehre Motorräder vor mir. Überholen ist nicht ganz so einfach auf der flüssigen Strecke. Die besten Überholpunkte sind ende Gegengerade und ende Start/Ziel, aber dort konnte ich nur selten überholen weil meine GSX-R einfach nicht ganz die Leistung der neuen 1000er hat. Dafür überholte ich öfters im kurvigeren Teil und einen sogar ganz frech innen in der Corkscrew. Nicht grad Rossi Style, aber innen auf dem Curbs war ich fast. Die 8 Rennrunden vergingen wie im Flug, als mich im letzten Drittel plötzlich eine schwarze GSX-R überholte. Der Sack, den krieg ich wieder! Als ich schon fast kapituliert hatte, verbremste er sich in der letzten Runde ende Start-Ziel und die Maschine dahinter schlüpfte just wieder durch. Mir reichte es leider nicht ganz, aber ich war dran! In der Kurve vor der Corkscrew wär eine Möglichkeit gewesen, aber ich entschied mich nicht mit vollem Risiko hinein zu stechen. Nach der Corkscrew fuhr er dann wieder einen kleinen Vorsprung heraus, so dass ich bei der letzten Kurve leider zu weit weg war zum überholen. Nichts desto trotz war es ein gutes Rennen, ich hatte viel überholt und wurde nur von einem einzigen überholt. Der genaue Platz war mir aber nicht bekannt.
Dann bereiteten wir die GSX-R auf das zweite Rennen vor. Eigentlich gab es nur etwas Benzin zu tanken und ich stellte den Bremshebel zwei klicks weiter vom lenker weg - die Bremse hatte bei mir ein bisschen nachgelassen.
Corsin war erst nachträglich auf die Liste gekommen, zudem war meine Nummer auf dem Motorrad. Daher brauchte es etwas Überzeugungsarbeit, damit er seinen Startplatz in der 6. Reihe einnehmen durfte. Aber schliesslich hat alles geklappt und er ist mit dem Feld los gefahren. Schon in der ersten Runde war dann allerdings rot und alle kamen wieder herein - Bruno aus unserer Box kam sogar schon nach der Aufwärmrunde wieder herein - er hatte gesehen was auf der Gegengerade passiert war und war grad ein bisschen geschockt. Ich lotste ihn in die Box, nur um ihn grad wieder heraus zu schicken weil Herbert Speer alle die regulär zurück kamen gleich wieder in die Startaufstellung schickte. Das Rennen wurde auf 6 Runden verkürzt und nach knapp 10min Pause wieder gestartet. Das Feld zog sich recht weit auseinander - Corsin hielt in seiner kleinen Gruppe gut mit.
Anschliessend war die Siegerehrung. Meine beste Rundenzeit 2:04.9 lag knapp 6 Sekunden über der schnellsten Runde - gefahren von einem schwedischen Lizenzfahrer. Ich war mit dem 13. Platz eigentlich zufrieden - vorne war die Leistungdichte schon sehr hoch.
Zum ausklingen nutzten Corsin und ich noch jede Minute des freien fahrens aus und drehten ein paar Runden zum Spass und mit der Kamera. Corsin war gegen ende gar nicht mehr zu stoppen und fuhr bis punkt 17:00, also bis ans offizielle Ende.

Heimreise
Grosszügigerweise durften wir bis 08:00 am nächsten Tag in den Boxen bleiben. Das nutzten Corsin und ich und verpflegten uns vor dem grossen einladen erstmal. Avocado Maissalat, Trutenplätzli und Teigwaren. Danach waren wir aber zu voll gegessen zum einladen. Also unternahmen wir einen letzten Rundgang im Paddock, wo wir mit Seb Diss, dem Testfahrer des Speer Moto2 Projekts, ein paar Worte wechselten. Dann alles ausser Matrazen eingeladen und noch in der Box übernachtet. Kurz nach 03:00 fuhren wir los richtung Schweiz. Nach dem Abstecher nach Basel war ich nach fast 1500km zuhause.

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Div Fotos

Fazit:
Die Strecke war die sehr lange Reise absolut wert! Sie hat etwas von Brünn (erste Kurve Brünn = letzte Kurve Aragon, nur anders rum) und etwas von Laguna Seca (Corkscrew, allerdings Spiegelverkehrt und mit ganz anderer Anfahrt), ist sehr sicher und hat einen ziemlich perfekten Belag. Die asphaltierten Auslaufzonen sind ideal zum spätbremsen üben. Das Event war von Speer wie immer perfekt organisiert. Auch schönen Dank an Corsin für die kurzweilige Zeit und die leckere Verpflegung
Auf der negativen Seite ist der hintere Stossdämpfer, der bei 10 grad mehr Lufttemperatur und der anderen Streckencharakteristik gar nicht gut funktionierte. Es wird mir nichts anderes übrig bleiben, als ein Zubehör Federbein zu verwenden.


Hockenheim, 14./15.5.2011, Speer Racing

Den Termin habe ich eigentlich als Vorbereitung zum Lauf der Schweizer Meisterschaft, der ja eigentlich am 9./10. Juli in Hockenheim hätte stattfinden sollen, gebucht. Es kam dann allerdings anders, der Meisterschafts Termin in Hockenheim wurde verschoben. Die Veranstaltung mit Speer war eine Cup Veranstaltung, ich erwartete also heftig viel Konkurrenz.
In Hockenheim war ich letztmals - da musste ich jetzt grad selber nachschauen - im September 2007. Die Erinnerung sagte mir: Lang übersetzen und warme Kleider einpacken. Am Motorrad wurde in der Zwischenzeit Ölwechsel gemacht: Castrol raus, Motorex rein (mit herzlichem Dank an die Dorfgarage Ersigen!). Und auch nicht unwichtig: Der hintere Stossdämpfer wurde getauscht. Original KYB raus, nicht originales Ohlins rein. Ich hatte es am letzten Wochenende rasch in Mainz abgeholt. Über die wahnsinnig harte Feder machte ich mir nach dem Einbau nicht mehr allzuviel Gedanken, fühlte sich beim auf den Tank drücken nicht so daneben an. Doktor Willi verschrieb mir allerdings ein striktes Setup-Ändern-Verbot :-o O-Ton Willi: Das passt, fahr jetzt einfach!!!

Anreise
Da mein noch-Chef mir die restlichen Ferien lieber bezahlt, war also rasch klar dass ich erst Freitag abend anreisen könnte. Ist ja kein Problem, Hockenheim liegt theoretisch nur 3h weg. Soweit die Theorie. Die Praxis sah etwas anders aus. Erstens kam ich am DO so spät aus dem Büro, dass der Bus erst just Mitternach geladen war. Zweitens stand ich am Freitag nur 15min nach Abfahrt im ersten Stau. Gut, Stau in Biel ist normal. In Härkingen stand ich dann im 2. Stau. 1km weiter schon wieder. Im Radio wurde von viel Stau in Basel berichtet, da hat es mir gereicht und ich hab Corsin angerufen und nach einem alternativen Weg gefragt. "Fahr über Rheinfelden Lörrach". Gehört getan. Warum fahr ich eigentlich nicht öfter dort durch, viel angenehmer als durch Basel. Item, nach ein bisschen mehr Stau in den Jahrhundertbaustellen um Karlsruhe war ich dann bald einmal in Hockenheim und hab an der Tankstelle am Dorfeingang noch rasch den Tank von der GSX-R und alle Kanister gefüllt. Im Paddock angekommen musste ich nicht lange suchen und hab die gleichen Gesichter wie in Aragon wieder gefunden. Die Boxenfrage war 3 Worte später geklärt, wieder in der gleichen Box wie die vielen Kawas. Minuten später war auch Corsin mit Fabio da. Ich hab noch kurz die Anmeldung erledigt und einen kleinen Rundgang im Fahrerlager gemacht, wo ich altbekannte Gesichter wie Ruedi traf. Auffällig: Fast jeder 2. Transporter hat Schweizer Kennzeichen. Im Vergleich zu Aragon neu in der Kawa Box ist übrigens Beat "Bidu" Bernhard, auch ein ganz schneller aus dem Speer Cup zusammen mit einem Kollegen. Mir unbekannt war bis daher auch Ralf auf einer Honda CBR 1000 RR. Letzterer war mich sofort sympatisch, trug er doch eine Suzuki Jacke :-) Die Boxen in Hockenheim sind ja gross und so ist es löblich zu erwähnen dass noch gleich vier weitere weitere Suzukis in unserer Box standen.

Samstag 14.5.
Wie ja inzwischen auch Max Biaggi wissen müsste, ist die Teilnahme an der Fahrerbesprechung obligatorisch. Sonst hätt ich gerne noch ein bisschen weiter geschlafen, der Turn der schnellen Gruppe war nämlich erst um 10h angesagt. An der Fahrerbesprechung wurde auch gleich der Rennmodus für Sonntag bekannt gegeben: Vorstart in der Boxengasse, dann eine Einlaufrunde mit Pacebike und gleich fliegender Start. 8 Rennrunden für die Sprintrennen. Ah ja und im grossen Paddock ist "Driftchallenge". Das wird was für Fabio zum zuschauen.
Corsin kam aus dem ersten Turn zurück und rapportierte "die Honda wackelt wie Wackelpudding in der Parabolica" und fügte an "aber die Strecke ist cool". In meinem ersten Turn ging es darum, die Strecke wieder zu lernen. Erstaunlicherweise kam es mir allerdings vor, als ich erst kürzlich gefahren wäre, war irgendwie noch alles drin. Erster Turn 1:57. Etwas seltsam war, dass es im Paddock immer qualmte und nach Gummi stank (wegen der Drift Challenge). Ich stellte fest, dass Reto mit der schwarzen K5 in der Box ungefähr gleich schnell war wie ich. Auch Daniel auf der K7 gleich neben mir war im gleichen Bereich. Also fuhren wir im 2. Turn gemeinsam raus, was meinerseits in einer 1:53er Zeit resultierte. Jedenfalls machte es viel Spass, mit zwei gleich schnellen zu fahren. Zudem konnten wir in der Racer Gruppe von den meisten noch etwas lernen, waren ja wirlich eine menge ganz schnelle Leute dort. Ich fragte Beat dann einmal nach Rat für die Einfahrt Parabolica. Der meinte "kann ich dir nicht richtig erklären, fahr mir einfach nach". Gesagt getan. Und effektiv, er fuhr eine auf den ersten Blick äusserst seltsam anmutende Linie: Die rechts fuhr er nach dem Scheitelpunkt ganz eng weiter, holte auf dem grün bemalten Asphalt-Fussweg rechts neben (!) der Strecke kurz einen Meter aus und legte die Maschine dann blitzschnell auf die linke Seite um und beschleunigte in einer fast geraden Linie voll durch die Einfahrt Parabolica durch. Ich musste mir das noch zwei drei mal auf der Zunge zergehen lassen bis ich es begriffen hatte, aber dann leuchtete es mir in Form von mehr Topspeed ende Parabolica ein. Allerdings darf man nicht zu schnell einfahren, sonst kann man die Linie nicht so eng halten.
Das Fahrwerk funktionierte übrigens gut! Allerdings nur, wenn ich nicht herum trödelte! Etwas gewöhnungsbedürftig war die zusätzliche Hechhöhe, das Gefühl für die Front war anders und die Maschine handlicher. Am Kurven Ausgang fühlte ich mich wohl, musste aber immer dran denken das Gewicht auf die Fussrasten (also vor allem auf die äussere) ab zu stützen. Und auch wichtig: Die Maschine stieg vorne sehr deutlich weniger, und wenn dann kam sie spätestens ab 3. Gang selber sanft wieder runter. Wie gut und handlich das Fahrwerk funktioniert, wurde mir klar als ich einmal in der ersten Kurve die Linie zu eng wählte und innen voll über die Kurbs fuhr. Und zwar nicht nur über den Rand, richtig über die Kurbs. Ich erwartete dass es mich jetzt in eine Umlaufbahn auf die Auslaufzone spickt, stellte dann aber erstaunt fest, dass die Ohlins Cartridge einfach alles platt gebügelt hatte. Ein satter Schlag und die GSX-R fuhr ruhig die Linie weiter. Unglaublich. Zeit auch die Curbs im Motodrom vor der Boxeneinfahrt zu überfahren. Hier muss man gut zielen, fährt man über den eigentlichen Curb ist ein starker schlag drin, wobei der hintere Dämpfer den auch brutal gut schluckte. Besser ist allerdings gleich rechts neben dran über die grün asphaltierte Fläche, dort schlägt es fast nichts.
Reto hatte leider Elektrik Probleme, also drehte ich meine Runden wieder auf eigene Faust. Wobei es auf der Strecke immer interessant war, z.B. fiel mir die Suzuki auf die eigentlich flott unterwegs war aber jeweils bis an den Scheitelpunkt auf der Bremse blieb und bremste und bremste und bremste!! Das führte zu ein paar haarigen Situationen wenn die Leute sich innen dran setzten, auf der Bremse nicht vorbei kamen aber dann mit viel Tempo Überschuss auf der Innenseite blockiert blieben. Was der in unserer Gruppe suchte war mir vom ersten Turn an nicht ganz klar. Meinerseits liessen Vorder- und Hinterreifen spürbar nach. Dem vorderen fehlte schlicht Profil, der hintere sah eigentlich noch gut aus, liess vom Grip her aber spürbar nach. Das resultierte auch darin, dass ich in der Parabolica mit mehr Schlupf immer näher an den Begrenzer kam. Am Nachmittag kam ein Regenguss, die Strecke trocknete zwar wieder ab aber an Zeitenverbesserung war danach nicht mehr unbedingt zu denken (deutlich abgekühlt). Aber für ein paar schöne Zweikämpfe reichte es. Meine beste Zeit war 1:52.5, cirka Platz 25 in der Gesamt Zeitenliste.
Abends durften wir freundlicherweise Uelis Grill mit benützen und verspeisten zum Grillgut fast alles mit gebrachte wie Hörndlisalat etc. Auch ein paar Bierchen durften nicht fehlen. Ich hatte vor dem Nachtessen noch begonnen, den Lenkungsdämpfer auszutauschen, das galt es natürlich noch fertig zu machen. Wenn schon teures schwedisches Fahrwerk, dann rund herum. Danach besuchten wir Ruedi, der sich grad von Thomas Kausch (TKR) die Videoanalyse demonstrieren liess. Schon interessant, wie man mit so übereinander gelegten Video Aufnahmen gnadenlos ehrlich vergleichen kann.

Sonntag 15.5.
Heute war ich schon um 9 Uhr dran und Corsin konnte länger schlafen. Dani bat mich, doch um 8 Uhr die Reifenwärmer einzustecken, was ich natürlich pünktlich erledigte. Der erste Turn war noch etwas kühl, aber es fuhren dennoch viele - der Blick zum Himmel verhiess nichts allzu gutes. Vorausschauend hatte ich den neuen Vorderreifen bereits für den nächsten Turn vorgewärmt, dort könnte ich den in aller Ruhe einfahren. Der Turn war aber sehr hektisch, alle wollten noch einmal fahren. Reto kam gleich hinter mir aus der Boxengasse und fuhr mir ein paar Runden nach. Bereits in der 2. Runde gab es an der Spitzkehre eine recht heisse Situation, also sich einer hinter mir total vertan hatte und mit viel Überschuss just vor meinem Vorderrad innen durch in die Auslaufzone zischte. Als ich mich von einer Gruppe gelöst hatte, lief ich wieder auf den GSX-R Fahrer auf, der die Maschine im Schritttempo um den Scheitelpunkt trägt. Leider merkte ich es zu spät und war nun an der dümmsten stelle der Strecke innen eingeklemmt: Einfahrt Motodrom. Ui, das reicht nie war mein erster Gedanke, so wie der rein zieht bleibt da kein Platz. Im Wissen dass ich der Idiot wär wenn ich ihn abräume bremste ich bis die Augen vorne am Visier ankamen, obwohl ich schon längst innen auf dem Curb war und machte mich so schmal wie nur irgendwie möglich - mit Atem anhalten und Ellenbogen einziehen hat es dann gereicht. Aber das war SEHR SEHR knapp und ich zeigte meinen Ärger mit einer eindeutigen Armbewegung im Motodrom. Item, jedenfalls verbremste ich mich in der Aufregung anderthalb Runden später in der Spitzkehre und der Typ war wieder vorbei - zum glück die Session auch. Ich hab den Typ dann im Fahrerlager gesucht und ihm gebeten, die Bremse von nun an beim einlenken zu lösen... von Gruppenwechsel hab ich nichts gesagt da kam er selber drauf.
Dann kam der Regen. Corsin probierte es auf Regenreifen, kam dann aber mit einer etwas zerkratzten rechten Verkleidung zurück. "Einmal Kiesbett, Grip ist nicht so gut". Zum glück war ihm nichts und der Honda fast nichts passiert.
In der Startaufstellung vom Sprintrennen war ich seltsam weit vorne. Startplatz 7, hä? War doch gestern irgenwie 25. Des Rätsels Lösung ist, dass die Cupfahrer bei den Sprints nicht mit fahren.
Das Powercup Rennen am Mittag war gelinde gesagt sehr verregnet. Man könnte auch sagen es schiffte wie aus Kübeln. Das erwog mich dazu, mich von den abgefahrenen Regenreifen zu trennen und die neuen aufziehen zu lassen. Ich stand also im Zelt von GL Motorradtechnik und wartete darauf, dass meine neuen Regenreifen aufgezogen werden. Draussen goss es Sturzbäche!! Die Cup Fahrer waren echt nicht zu beneiden, der Reifenmonteur an der Zeltecke übrigens auch nicht. Auch das anschliessende Rennen mit Pirelli Reifenbindung fand noch bei nasser Strecke statt. In der Mittagspause war es so halb trocken halb nass, die Strecke begann abzutrocknen aber das Wetter sah extrem unsicher aus. Das 1000er Rennen war für 14:30 angesagt. Als um 14:00 das Bimota Rennen gestartet wurde, ging die hälfte mit Slicks und die hälfte mit Regenreifen raus. Offenbar wars in der Spitzkehre noch recht nass. Es war eine totale Lotterie mit den Reifen, aber schlussendlich war es mir klar dass es für Regenreifen viel zu trocken war. Also rasch hinten die Felge mit dem vorgewärmten neuen medium Dunlop KR Slick eingebaut. Grad als ich am einbauen war, deuteten draussen Corsin und Fabio auf den Himmel, es tröpfelte wieder, aaargh. Fürs wechseln wär eh keine Zeit mehr gewesen, also liess ich mich nicht aus dem Konzept bringen.
Ich rollte also an den Vorstart in der Boxengasse und nahm meinen 7. Startplatz ein. Einlaufrunde - Strecke ist trocken - Hinterreifen gut aufheizen. Ich komme im fliegenden Start gut weg und überhole bereits in der ersten Runde meinen Vordermann. Weiter duelliere ich mich mit einer (oder warens zwei) Honda über mehrere Runden. Er verbremst sich jeweils bei der Spitzkehre, ich gehe innen durch aber er kriegt mich mit viel Schwung aus der Auslaufzone bei der anfahrt der Nächsten Kurve gleich wieder. Die nächste Runde gleiches Spiel, nur dass ich diesmal in der Spitzkehre auf die Enge line mit gutem Kurvenausgang geachtet habe und ihn nicht mehr vorbei lasse. Mein Motorrad funktioniert mit dem weicheren Hinterreifen spitze, läuft in der Parabolica jedes mal fast in den Begrenzer und ich bin deutlich am aufholen auf den Vordermann. Dann kam mit den Überrundungen das Durcheinander, ich hörte hinter mir ein Motorrad und gab zwei Runden alles um ihn nicht vorbei zu lassen. Beim Überrunden in der Parabolica ging die BMW dann innen vom überrundeten und mir durch, während ich den langen Weg aussen rum gewählt hatte. Die BMW sah fast aus wie die von Ruedi, aber der kanns ja nicht sein weil er im Cup fährt. Vielleicht ist es ja sein unbekannter Zwillingsbruder. Item, ich blieb dran und lustigerweise liess mich die BMW dann einfahrt Parabolica wieder passieren und ich fuhr das letzte Stück alleine zuende.
In der Auslaufrunde auf den Laptimer geschaut: 1:49.5. Geil, 1:50er Marke unterboten! Der Platz war schwer abzuschätzen, ich war sicher hinter der Aprilia und der BMW von Stuppi, welche von den ersten beiden Startplätzen losgefahren waren.
Corsin spulte dann sein Rennen mit der Honda ab. Das Wetter hielt gerade so! Weil es nach den Rennen wieder anfing zu tröpfeln, begannen wir zusammen zu räumen. Würde ja so schon spät genug und ausserdem ist das Ziel erreicht. Für die Siegerehrung stürze ich mich rasch ins Suzuki T-Shirt und nahm auch den Dunlop Hut mit - man weiss ja nie. Und tatsächlich wurde ich als 3. aufs Podest gerufen!! Somit waren die Erwartungen sogar übertroffen! Über den Podestplatz freute ich mich sehr, waren ja trotz den fehlenden Cup Fahrern wirklich keine Nasenbohrer in dem Rennen.
Voilà, that's it. Um 21:00 war ich zuhause, dann noch rasch ausgeladen.

Fazit
- Das Fahrwerk hat perfekt funktioniert, perfektes Reifenbild
- Bin mit Zeit und Platzierung happy
- Trotz der schlechten Prognosen Wetterglück gehabt
- War mal wieder ein super Weekend mit Corsin - ein grosses Dankeschön auch an seine Familie!
- Notiz an Willi: Hab am Dämpfer nichts verstellt!


Oschersleben, 9./10.7.2011, Prospeed

Eigentlich war der Termin ja nur ein Ersatztermin. Denn eigentlich hätte an diesem Datum in Hockenheim ein Lauf zur Schweizer Meisterschaft statt gefunden und ich wäre gern dort in der Open Klasse mit gefahren. Aber leider war offenbar die Strecke doppelt gebucht und deshalb musste dieses Datum verschoben werden. Das ist natürlich blöd wenn man schon Ferien eingegeben hat. Auf der Suche nach einem Ersatztermin stiess ich eben auf den GSX-R1000.de Forumsevent, respektive diesen Termin von Prospeed. Mario hat mir auch rasch einen Platz besorgt, danke dafür.

Meine Vorbereitung bestant aus Mountainbiken. Dabei hatte ich auch schon meine Sturzquote mehr als erfüllt: Ich hatte einen Zaun übersehen, griff zu stark in die Bremse, stieg dann unsanft per Salto über den Lenker (und über den Zaun ;-)) ab und landete etwas unsanft auf der linken Hüfte. Den Feldweg kann man auf der Hüfte übrigens immer noch erkennen!

Freitag 8.7.2011
Anreise via Frankfurt Kassel. Ausser dass ich nach Kassel etwa 1h im Stau stand alles problemlos, totale Reisezeit ca 9h. Den Weg über Goslar, Wernigerode, Halberstadt hab ich auch ohne Navi wieder gefunden.
Dann ausgeladen und in der Forums Box 21 eingerichtet. Es war erstmal interessant, die Gesichter hinter den Forumsnamen kennen zu lernen. Die Anmeldung bei Prospeed ging sehr flott. Leider war meine Nummer 300 schon besetzt, ich bekam stattdessen die 301 zugeteilt. Also fix in der Box mit ein bisschen Folie aus der letzten 0 eine 1 gemacht.
Abends durfte ich dann etwas auf den freundlicherweise mitgebrachten Grill legen. Bevor es finster wurde, drehte ich mit Ecki, Mario und Erik noch eine Runde zu fuss und war erstaunt ab den Regenrinnen in diversen Kurven zwischen Fahrbahn und Curbs. Danach wurden bestimmt noch 1-2 Bierchen vernichtet, aber nach dem langen Tag mit der Anreise verabschiedete ich mich bald und verkroch mich im Bus.

Samstag 9.7.2011
An der Fahrerbesprechung wird alles genau erklärt, inklusive Rennmodus. Die ersten zwei Turns sind da, um die Gruppeneinteilung zu sortieren. Also muss das erste Ziel sein, rasch wieder auf eine vernünftige Zeit zu kommen, damit ich nicht in irgend eine langsame Gruppe eingeteilt werde. Keine einfache Aufgabe, weil viele schon am Freitag da waren und kräftig trainiert haben. Das zweite Ziel ist die Qualifikation fürs Sprintrennen bis mittag.
Erster Turn. Gemeldet bin ich in der Gruppe very fast. Ob mir die Linie nach 3 Jahren wohl wieder in den Sinn kommen würde? Ich rolle los und erstaunlicherweise ist die Strecke noch fast perfekt abgespeichert. Klar, ich gehe alles ein bisschen vorsichtig an, aber es fühlt sich an als ob ich erst gefahren wär. Nur die Schikane kann man nicht mehr beliebig schneiden, dem wurde mit den (flexiblen) "Pfosten" ein Riegel geschoben.
Nach 2 Turns bin ich zeitenmässig auf 1:42. Nicht berauschend, ein scheuer Blick auf den Zeitenmonitor ergab cirka Position 75. Somit wurde ich für den Rest der Veranstaltung ebenfalls in der Gruppe "very fast" eingeteilt, also in der 2. schnellsten Gruppe.
Der 3. Turn wurde wie schon der Turn zuvor durch die rote Flagge unterbrochen, was natürlich für die Jagd nach einer guten Qualizeit nicht grad förderlich war. Es war aber nicht so schlimm, ich hatte sowieso noch den alten Hinterreifen in der harten Mischung drauf. Diesen wechselte ich nach dem Mittag gegen den noch guten Dunlop Slick in der 7712 Mischung (medium). Damit fühlte ich mich gleich wohler und fuhr schlussendlich meine Quali Zeit von 1:39.4. Das reichte für Platz 28 in der Startaufstellung. Hauptsache qualifiziert, das Niveau in der 1000er Klasse war recht schwindelerregend, bis auf Startplatz 34 nach hinten waren alle unter 1:40!
Das Sprintrennen über 7 Runden ging ich mit dem gebrauchten Dunlop Slick an, der sah noch aus wie neu. Fahrt auf die Startaufstellung, Vorstart und Aufwärmrunde gingen allesamt sehr speditiv über die Bühne. Mein Plan war, auf der linken Seite gerade nach vorne zu fahren, was aber trotz gutem Start nicht so recht aufging weil links die Strecke sehr dreckig war und auf der Seite in der Anfahrt zu T1 ein wahnsinniges Gedränge war. Da überholten mich einige gleich wieder. Egal, gaaaaas! Das Rennen war sehr interessant, weil bestimmt 15 Leute in meinem Zeitenbereich fuhren. So hatte ich immer jemanden zum einholen im Blickfeld und musste gleichzeitig aufpassen, nicht überholt zu werden. Bis auf einen heissen Moment beim Anbremsen von T1, als mir das Hinterrad etwas mehr als gewollt versetzte, fuhr ich ein gutes und sicheres Rennen. Die Strecke bietet diverse Überholmöglichkeiten: T1, vor Hasselröder, Eingang Schikane und ende Gegengerade haben sich als praktisch erwiesen. Am Schluss wurde es Platz 22. Positiver stimmte mich die Rundenzeit: 1:37.39, gefahren in der allerletzten Runde.
Abends hab ich im Paddock bei Daniel und seinem Bruder die gute alte TL Zeit hoch leben lassen. Was haben wir über das erlebte gelacht :-) Zwischendurch noch die SMS von Corsin gelesen, dass er in AdR gestürzt ist aber selber OK ist.

Sonntag 10.7.2011
Heute gings nicht so früh los, mein erster Turn war erst um 09:10. Allerdings war die Strecke noch feucht und ich entschied mich zu warten. Der Veranstalter rief freies Fahren aus, wobei die Strecke gegen ende ganz abtrocknete. Ich entschied mich abermals zu warten, im freien Fahren waren gegen Ende viele auf der Strecke und es wär schwierig gewesen bei den Bedingungen eine gute Zeit zu fahren. Ja man musste sich für das GP Rennen erneut qualifizieren!
Im zweiten Turn fuhr ich trotz etwas Verkehr rasch eine 1:37.1, was locker für die Qualifikation reichen dürfte. Leider begann der Vorderreifen jetzt beidseitig leicht aufzureissen. Danach entschied ich mich im 3. und letzten Turn nur noch ein paar Runden mit vollem Tank zu fahren. Das war eine gute Idee, der Bremspunkt bei T1 musste etwas anders kalibriert werden.
Fürs GP Rennen über 14 Runden montierte ich einen neuen Dunlop Slick, wiederum in der Mischung 7712. Diesmal stand ich auf Startplatz 22, also eher auf der sauberen rechten Seite. Mein Start war sehr gut, ich liess ungefähr eine komplette Reihe stehen. Danach war ich in der ersten Rennphase ein bisschen zu wenig agressiv und mich überholten wieder einige und ich hing eine weile hinter einem eigentlich etwas langsameren Fahrer fest. Als ich den dann überholen konnte purzelten die Zeiten und ich konnte mich wieder nach vorn orientieren. Beim Versuch in T1 zu überholen stieg einmal das Hinterrad ein bisschen gar weit in die Höhe, ansonsten eigentlich ein unspektakuläres Rennen. Langweiligs wars freilich nie, wiederum waren viele Gegner in meinem Zeitenbereich. Ins Ziel kam ich schliesslich auf Position 18. Beste Rundenzeit 1:35.81, gefahren in Runde 12. Also von mir aus hätte das Rennen ruhig noch ein paar Runden noch länger gehen können.
Danach gab es noch Gruppenfahren und freies Fahren, was ich allerdings ausliess um noch etwas Energie fürs Forumsrennen übrig zu haben. Der Vorderreifen sah nicht so gut aus, würde aber noch ein weiteres Sprintrennen mit machen. Ja und dann kam leider ein bisschen Regen, sah einen Moment nicht gut aus für das Forumsrennen.
Aber die Wolke zog rasch weiter und um 17:40 war die Strecke wieder perfekt trocken. Also noch einmal gleiche Prozedur für das Forumsrennen. Meine Startposition war allerdings wesentlich besser, ich stand in der ersten Reihe auf Position 3. Das Ziel war also klar, den Start gewinnen und in T1 vorne sein. Gesagt getan, mein Start war annähernd perfekt. Weiter arbeitete ich an meiner Schwäche, die Rennen gemächlich zu beginnen und legte grad mal 2 Hammerrunden hin. Eine tiefe 1:37 als erste gezeitete Runde und eine 1:36 in Runde 3 reichten, um den schnellen Spatz abzuhängen. In der Rennhälfte schaute ich mich in der Gegengerade um, keiner mehr da. Weil sich der Vorderreifen nicht mehr so toll anfühlte, hab ich insbesondere in der Triple und in der Hotelkurve etwas Speed raus genommen und den Sieg sicher heim gefahren. Als versöhnlicher Abschluss durfte ich ganz oben aufs Treppchen klettern - übrigens der erste Rennsieg auf der GSX-R 1000!
Danach galt es schnell alles im Vito zu verstauen und richtung Schweiz los zu fahren. Ich kam trotz teilweise starkem Regen gut voran und war etwa um halb drei zu hause. Montags wartet die Arbeit...

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Fazit
- Das Wetter war sehr heiss und immer wenns zählte trocken.
- Fahrwerk ist nun annähernd perfekt, die Maschine lief einfach super. Der neue Lenkungsdämpfer bewährt sich auch.
- Das Event war von Prospeed super organisiert, das Niveau in der 1000er Klasse beeindruckend hoch
- Ein grosses Dankeschön insbesondere an Mario für die Organisation und alle aus dem GSX-R 1000 Forum für die kurzweilige Zeit und die gute Stimmung in der Box


Montagstraining Hockenheim, 25.7.2011, Speer Racing

Ein bisschen Training in Hockenheim könnte nicht schaden - ich werde dort mitte September in der Open Klasse der Schweizer Meisterschaft starten... grad letzter möchte ich ja nicht werden. Also habe ich mich für ein Montagstraining angemeldet. Montagstrainings sind Trainings in Hockenheim, primär für Rennfahrer aus der Region gedacht, welche regelmässig trainieren wollen.
Das Wetter war an dem Montag kalt und der Wetterbericht eher nass. Nichts desto trotz hab ich eingeladen und bin die gut 3h nach Hockenheim gefahren. Corsin hat bekanntlich seine GSX-R kurz vorher in AdR weg geworfen und war deshalb nicht dabei. Wolli und Oli waren schon dort, also hab ich mich hinter dem Bikeroffice Mobil platziert. Wetter trocken aber mit recht dunklen Wolken und kühl.
Die Formalitäten bei Speer sind wie immer sehr speditiv erledigt. Auch der Soundcheck war schnell bestanden, Herbert Speer mahnte mich aber ab 19:00 mit dB Eater zu fahren, weil ab dann nur noch 98dB erlaubt sind. An der Fahrerbesprechung noch Chris Alex entdeckt.
Mein erster Turn verlief unspektakulär, etwas erstaunt war ich ab dem nicht allzu hohen Niveau. Ich war ja im Mai letztmals in Hockenheim und hatte deshalb sozusagen keine Angewöhnungszeit. Alles verlief normal, ausser dass sich der Hinterreifen aufzulösen begann. Der vordere war schon von Oschersleben angegriffen, ging aber noch. Am ende des Turns war der Hinterreifen katastrophal aufgerissen. Tja, es war deutlich zu kalt für die Medium Mischung von Dunlop. Rundenzeit 1:53, weit von meiner Bestzeit entfernt.
2. Turn: Ich war gerade auf einer schnellen Runde als ich beim anbremsen der Haarnadel während dem zurück schalten in den 3. Gang einen Leerlauf erwischte, leicht spürbar an fehlendem Motorbremsmoment. Ich wartete etwas und schaltete dann in den 2. zurück...
KKKKKKKRACHKNACKZACKZACKZACK
Heilandzack was war denn das? Aber im 2. Gang schien alles normal, also kurz umgesehen und nach der Haarnadel durch beschleunigt. Beim schalten in den 3. wieder einen Leerlauf erwischt. Gut, kann passieren, hab ich mich halt verschaltet. Aber die Ganganzeige zeigte sehr wohl den 3. Gang. Im 4. gab es wieder Vortrieb und weiter. Vor der Mercedes Tribüne schon wieder ein Leerlauf beim in den 3. zurück schalten. Also linke Hand gehoben und erstmal geflucht. Ich habs dann ausserhalb der Ideallinie noch 2x mit Kupplung probiert, aber der 3. Gang existierte nicht mehr. Darauf bin ich mit gehobener linker Hand vorsichtig zurück an die Box gefahren. Mir war sofort klar was das bedeutet: Getriebeschaden, Ende der Veranstaltung!! Im Paddock auf Anregung von Wolli das ganze auf dem Montageständer verifiziert, aber es war wirklich so, der 3. Gang war nur noch Leerlauf. Tja, einladen :-(
Einen Vorteil hatte das ganze, ich war nicht so spät zuhause.

Fazit: Ausser Spesen nichts gewesen


Dijon, 27.7.2011, Eybis

Dienstag
Nach dem Getriebeschaden am Montag in Hockenheim galt es eine Lösung zu finden, damit ich in Dijon am Mittwoch fahren kann. Hier zahlte sich jetzt aus, dass meine Strassenmaschine baugleich mit der Rennmaschine ist. Die einfachste Variante wär also gewesen, die Räder mit den Slicks in die Strassenmaschine zu stecken. Wobei die Rennverkleidung rasch umbauen wär auch noch empfehlenswert, ein Sturz kommt sonst umso teurer. Oder die dritte Variante: Motor der Strassenmaschine in die Rennmaschine. Letzteres wär die Lösung gewesen, falls der Motor der Rennmaschine nicht rechtzeitig für Brünn ende August fertig würde. Nach einem Anruf bei Tom Hauri war glücklicherweise klar, dass der Motor bis dann repariert werden kann.
Also hab ich mich für die Variante Rennverkleidung und Slicks auf Strassenmaschine entschieden. Für die Rennverkleidung waren diverse kleine Anpassungen nötig. Aber sie passte erstaunlich genau auf das originale Geweih und den originalen Heckrahmen. Natürlich war hie und da etwas Improvisation gefordert. Weil der Wetterbericht sehr schlecht war, hab ich keine halben Sachen gemacht und die Elektrik z.B. sauber abgeklebt, nicht dass dann alles nass ist und oxidiert. Ein Problem war der kurze Radstand aufgrund der kurzen Originalkette, zwischen dem grossen Dunlop Slick und der Unterverkleidung und auch dem Kotflügel war nur fingerbreit Luft, unter dem Kotflügel sogar weniger. Da sich die Dunlops auch noch stark ausdehnen, war ich mir nicht sicher ob das funktionieren würde. Den Kotflügel hab ich deshalb sicherheitshalber demontiert. Auch umgebaut hab ich die komplette Fussrastenanlage, weil die originale einfach viel zu weit vorne plaziert ist. Den Lenker hab ich original gelassen, aber den Winkel durch auf der Gabel verdrehen an den Zubehör Stummeln angepasst.
So cirka um 20:00 war das ganze fertig. Dann noch rasch etwas gegessen, eingeladen und ab nach Dijon. Der Weg ist eigentlich klar. Autobahn bis Vallorbe, dann RN57 bis Besançon und dort auf die Autobahn bis Dijon. Leider war nach Pontarlier ebensolche Strasse gesperrt, nur an eine Umleitung hatten die Franzosen nicht gedacht. Ich hab dann dem Strassenarbeiter die Karte in die Finger gedrückt, wo er mir tatsächlich die Umfahrung (in Form eines beträchtlichen Umwegs über Nebenstrassen) zeigen konnte. In Besancon stimmte weder Via Michelin Papiernavi noch das Nokia Navi auch nur annähernd mit den neu gebauten Strassen überein. Wenn die dämlichen Franzosen nur klar und verständlich die Autobahn anschreiben würden, dann wärs einfach gewesen. Aber nein, dort will ja niemand auf die (gebührenpflichtige) Autobahn. Item, es war mühsam in der Dunkelheit bei Regen den Weg zu finden, die Ausschilderung in der Richtung war alles andere als Verständlich. Einmal auf der Autobahn wars einfach, den Weg durch Dijon kann man nicht gross verfehlen wenn man die ungefähre Richtung beachtet. Kurz vor Mitternacht war ich also in dem Kaff Prenois vor dem Tor des Circuit Dijon Prenois... und es war tatsächlich noch jemand da der mich rein liess! Ich war sehr positiv überrascht :-) Im Fahrerlager hab ich den Vito schön zentral abgestellt und rasch hinten im Bus etwas Platz gemacht zum schlafen. Logisch dass ich nach dem Tag rasch einschlief.

Mittwoch
Im Auftrag von Suzuki Europa veranstaltet Eybis Events auf diversen Strecken, nicht nur für Suzuki Fahrer übrigens. Ich hab mich um 07:30 rasch angemeldet, dann ausgeladen, Reifenwärmer montiert und mich ins Kombi geworfen. In der Zwischenzeit waren übrigens noch 3 andere Schweizer (mit 1 GSX-R 600) aus der Region angekommen und wir taten uns mit meinem Pavillon zwischen den zwei Transportern zusammen.
An der Fahrerbesprechung erschien fast niemand, es waren vielleicht 10 Stück anwesend. Der Organisator gab sich sprachlich wirklich mühe und erklärte alles auf Deutsch und auf Wunsch auch noch auf Französisch und Englisch. Auch wichtige Sachen wie beim ausfahren aus der Box die weisse Linie nicht zu übefahren wurden erklärt, ebenso wie man sicher von der Strecke runter fährt. Nur eben, war ja keiner da...
In einem der ersten Turns fuhr mir auch prompt einer vor die Nase der aus der Box kam :-/ In Dijon ist die Boxeneinfahrt rechts, die erste Kurve geht nach rechts und links kommt man mit 300km/h von einer 1km langen Geraden angeflogen. Da wärs doch eigentlich logisch grad rechts zu bleiben, aber manche sind eben unverbesserlich.
Die Strecke in Dijon ist halt ein Traum. Man kommt von einer 1km langen Geraden mit fast 300km/h angeflogen und bremst erst bei der ominösen Brücke. Die erste Kurve geht im 3. oder 4. Gang, je nach Übersetzung. Dann kommt ein flüssiges links/rechts Geschlängel das richtig Mut braucht und in eine sehr sehr steil nach unten abfallende Linkskurve mündet. Unten angekommen staucht es einem beim Bremsen für die Haarnadel so richtig zusammen, man kann in die langsame 2. Gang Haarnadel extrem hinein brettern weil es gleich wieder extrem steil nach oben geht. Im 2.Gang fährt man dann dem Himmel entgegen, absolut blind. Spätestens auf der Kuppe sollte der 3. rein, sonst geht das Vorderrad eben gegen Himmel. Und ganz wenig später biegt man scharf links ab, diese Doppelkurve kann man aber nicht sehen. Dann geht es flüssig weiter Links/Rechts, es geht wieder in eine Senke und jetzt kommt die geilste Stelle der Ganzen Strecke, neu sogar mit Sturzraum: Eine fast endlose Rechtskurve, über eine leichte Kuppe in eine Starke Kompression herein geht es nun ***Vollgas*** steil im 3. oder 4. Gang auf die 1km lange Zielgerade heraus. Auf der Kuppe rasch einen Gang hoch schalten, sonst geht das Vorderrad auch im 4. Gang gnadenlos hoch. Zusammengefasst sehr flüssig, sehr schnelle Passagen, viel auf und ab und ooooooh diese letzte Kurve. Einfach nur geil, mit der 1000er macht das richtig Spass. Natürlich war die Übersetzung viel zu lang, ich kam nur bis in den 5. Gang, passte aber ansonsten gar nicht schlecht. Das Strassenfahrwerk war am anfang etwas unterdämpft, das galt es per Einstellschräubchen zu korrigieren dann war auch der Dunlop wieder Happy.
Die Gruppen waren sehr bunt gemischt, selbst mit meinem Ersatzbike mit originaler Übersetzung und originalem Fahrwerk kam ich mir in der schnellsten Gruppe nicht fehl am Platz vor. Auch wenn eigentlich nicht so viel Verkehr war, eine freie Runde war schon etwas Glückssache. Nach dem Mittag fuhr ich 1:29.4 laut GPS Laptimer. Immerhin.
Der letzte Turn fiel leider einer frühen roten Flagge zum Opfer. Man hätte bei einer anderen Gruppe fahren dürfen, mir war das aber zu risikoreich, schon in der schnellen Gruppe wurde nicht immer ganz berechenbar gefahren.

Fazit

Etwas negatives zu Eybis muss ich noch schreiben: Das was da offiziell als "Reifendienst" angepriesen wurde, war unter jeder Sau. Für 10 Euro zogen sie mir zwar bereitwillig einen Reifen auf, als ich dann aber wegen dem Auswuchten nachgehakt habe kam nur rüber "sorry, Auswuchtgerät ging kaputt". Prima, und den Altreifen hätte man auch noch selber mitnehmen sollen... nein sorry das geht nicht.
Ich hab im Fahrerlager übrigens innerhalb von 10min einen Auswuchtbock gefunden, soweit so gut. Aber eigentlich gehört das zum aufziehen dazu!!

Am Donnerstag hab ich dann den Motor der Rennmaschine ausgebaut. Wobei ich schliesslich kapitulieren musste, die Ritzelmutter liess sich ohne Schlagschrauber nicht lösen und die Kronenmuttern der Motorhalterungen sind so gut versteckt, dass man mit dem Suzuki Werkzeug der TL nicht hin kommt. Aber immerhin, alle Vorarbeiten sind gemacht und Tom Hauri kann wirklich nur noch den Motor raus nehmen.
Am Samstag schlussendlich die Rennmaschine in Teilen zum Motorspezialisten gebracht und die Strassen Maschine wieder auf Strasse umgebaut, schliesslich wollte ich den freien Montag am Nationalfeiertag zum fahren nützen.

Fazit der Woche: Gut 1 Tag gefahren, fast 3 Tage geschraubt


Brünn, 2.-4.9.2011, SPS Race

Auf den Termin hab ich mich schon fast das ganze Jahr gefreut: Endlich wieder auf der Achterbahn in Brünn fahren! Wie letztes Jahr wurde der Termin zusammen mit Corsin gebucht. Aber dieses Jahr sollte es trocken werden!

Vorbereitungen gab es einige, schliesslich flog mir an der K5 in Hockenheim ende Juli das Getriebe um die Ohren. Der 3. Gang hatte sich sprichwörtlich in Luft aufgelöst, alle Mitnehmer waren abgeschert. Glück im Unglück dass nichts anderes im Motor beschädigt wurde, der Steuerkettenspanner ging unabhängig davon kaputt. Dies wurde beim Spezialisten repariert, er machte mich auch gleich drauf aufmerksam dass die Maschine oben raus zu mager läuft und sie mir so wahrscheinlich einmal eingeht. Als temporäre Lösung korrigierte ich das Gemisch bei Volllast per Yosh Box. Die Maschine musste natürlich noch fertig zusammen gebaut werden.
Körperlich hielt ich mich mit Mountainbiken fit. Im August fuhr ich fürs Geschäft an einem 5-Athlon in der Disziplin Mountainbiken mit und war zu meinem erstaunen immer unter den ersten 30 des fast 200 Teams grossen Feldes. An den Beinen sollte es also nicht liegen.

So richtig los ging es am Mittwochabend, wo ich zuhause alles eingeladen habe und dann zu schon recht später Stunde zu Corsin gefahren bin. Einladen würden wir am Donnerstag morgen, soo pressant haben wir es nicht.
Corsins Entscheid sich eine baugleiche GSX-R 1000 K5 zu kaufen, hat die Ersatzteilvielfalt natürlich erheblich reduziert. Auch das 3D Tetris beim Einladen wurde wesentlich entschärft, wobei der gute Wetterbericht noch fast mehr Anteil daran hatte (Regenfelgen können zuhause bleiben). So blieb sogar noch Platz um eine Ersatz Gabel, ein Ersatz Federbein und last but not least eine fertige Ersatz Bremsanlage einzupacken.
Etwa um zehn ging es los richtung Brünn. An der letzten Deutschen Tankstelle (die wohl bemerkt geschlagene 70km vor der Tschechischen Grenze liegt) haben wir noch rasch den Vito und die GSX-R voll getankt und eine Vignette gekauft. In Prag stellten wir erfreut fest, dass die Umfahrung nun fast fertig ist, die Rumpelpiste durch die Prager Vororte ist einer schönen (gebührenfreien) Autobahn gewichen, nur ein Tunnel ist noch im Bau und einspurig befahrbar. Das Teilstück zwischen Prag und Brünn vermissten wir gar nicht, die Schlaglöcher und Betonplatten Verwerfungen sind immer noch mindestens so schlimm wie wahrscheinlich seit dem 2. Weltkrieg. Da könnten die Tschechen mal etwas investieren.
In Brünn angekommen sahen wir uns etwas im Fahrerlager um und entdeckten ein paar altbekannte Gesichter mit Raptoren. Das kann nur Uwe sein :-) Gleich daneben standen TLRTom und Sohnemann. Wir haben uns dann dazwischen eingerichtet. Ausladen, Pavillon aufstellen, ein paar bekannte Gesichter begrüssen, ein Bierchen durfte auch nicht fehlen. Anmelden bei SPS war auch bald erledigt. Als uns Yvonne "Maultaschen" (den Ausdruck kannte ich echt noch nicht) anbot, konnten wir natürlich nicht widerstehen und erklärten uns bereitwillig bereit alles auf zu essen - sei es nur damit morgen schön wird. Merci übrigens, war sehr lecker.

Streckenbeschreibung:
Nach der Boxenausfahrt kommt gleich die erste lange Rechtskurve, wo man im Renntempo im 4. Gang rein laufen lässt, ein richtig flottes Eck. Noch flotter ist die Ausfahrt, wo man aus der leichten Linkskurve eine Gerade über den Curb macht. Wackelt ein bisschen, aber wenn man sich nicht verkrampft geht's. Dann leicht bergauf auf die Gegengerade, wo der letzte Teil der Bremszone abfällt. Rein in die erste links/rechts Schikane, hier muss alles stimmen sonst ist man am Ausgang zu langsam. Dann kurz den Berg runter in eine Rechtskurve, die dem Vorderreifen alles abverlangt. Nur kurz aufrichten und gleich scharf in die nächste Rechts, die wiederum gleich in eine ganz enge Links führt. Diese Kurve sieht man von den Naturtribünen aus sehr gut. Nach einem ganz kurzen Zwischenspurt kommt wieder eine links/rechts Schikane, wiederum ist der Ausgang sehr wichtig. Eine bergab Gerade führt zum tiefsten Punkt der Strecke, eine lange und nach aussen hängende Rechtskurve, die dem Vorderreifen wiederum viel zu setzt. Von dort geht es nahtlos in die steile bergauf links/rechts Schikane über. Wer hier den Ausgang verpasst, verhungert auf dem Bergaufstück, das einem zur letzten aber dafür schnellen links/rechts Schikane führt. Nach einer delikaten letzten Kurve kommt man auf eine relativ kurze Start/Ziel Geraden.

Freitag 2.9.
Das Wetter ist gut!! Also husch ab in die Kombi und bereits in voller Montur an die Fahrerbesprechung. Und dann pünktlich um 09:00 an der Boxenausfahrt gestanden und aufs grüne Licht gewartet. Als es dann endlich soweit war, ging es los auf die Achterbahn. Wie geil! Alles wie gehabt, ich fühlte mich sofort zuhause. Nach der ersten Runde ein kurzer Boxenstop in der Boxengasse zum kontrollieren ob der Motor auch dicht ist - alles paletti. Im ersten Turn schaute eine hohe 2:16 heraus, OK ich war jetzt auch schon eine weile nicht mehr auf dem Bike, die Zeit ist sicher noch ausbaufähig.
Die rote Gruppe wurde vor dem Mittag mit offensichtlich langsameren Fahrern aufgefüllt. Mit dem alten harten Hinterreifen steigerte ich mich dann bis vor dem Mittag nur langsam auf 2:16.0, immerhin schon schneller als seinerzeit mit der TL. Aber Grip vermittelte der Reifen nicht mehr, also wechselte ich das Hinterrad und montierte für den Nachmittag bereits den neuen Dunlop Slick in Medium. Damit purzelten die Zeiten dann sofort auf unter 2:15 und im 2. Nachmittags Turn auf eine hohe 2:13. In dem Turn unterlief mir dann auch ein zunächst unerklärlicher Fehler: Beim anbremsen der Rechtskurve an der tiefsten Stelle (ist glaub die Schwantz Curve) sprang bei geschätzten 230km/h das Heck in die Höhe (einziges Signal fürs durchschlagen der Ohlins Gabel), ich musste die Bremse lösen, löste aber zuviel und war dann natürlich zu spät dran. Ich entschied mich weil ich schon auf der schmutzigen Streckenseite war nicht mehr einzulenken, sondern soviel Speed wie möglich zu vernichten und dann das Kiesbett zu queren. Der Ritt durchs Kiesbett gelang, ich kam auf der Grasnarbe vor den Reifenstapeln zum stehen. Die Streckenposten wiesen mich dann freundlicherweise über die Service Road zurück auf die Strecke. Ich bemerkte, dass die vordere Bremse sonderbar weich war. Von da war es zum glück nicht weit bis zur Boxeneinfahrt. Zurück im Paddock nahm ich das Verkleidungs Unterteil ab und leerte das Kies aus. Ansonsten schien alles i.O.
Doch dann bemerkte Corsin neben dem Motorrad sitzend "du, da läuft Bremsflüssigkeit runter, muss das so sein??". Äh nein, natürlich nicht. Auf den ersten Blick sah es so aus, als ob es bei der Lochschraube am rechten Bremssattel leicht heraus siffen würde. Auf den zweiten Blick kam die Bremsflüssigkeit aber von weiter oben, genauer vom Fitting der Stahlflex Leitung, also sozusagen vom Übergang zum Bremsschlauch. Ein Telefonat mit dem Händler später wusste ich, dass die Fittinge auf die Leitung aufgeschraubt sind und versuchte ihn vorsichtig nach zu ziehen. Doch da war kein Widerstand und es pisste jetzt richtig raus. Erst da wurde mir klar, dass der Fitting angerissen war! Heilandzack, das hätte aber bös ins Auge gehen können!! Darauf bei Wolli eine Ersatz Stahlflex Leitung besorgt. Beim genauen hinschauen fiel mir dann aber auf, dass auch die linke Leitung am fast genau gleichen Ort angerissen war. Da war mir klar dass ich mit der Bremsanlage sicher keinen einzigen Meter mehr fahre und das genau so dem Händler zeigen werde. Da muss es einen Montage- oder Materialfehler geben.
Also montierten wir abends die komplette Ersatz Bremsanlage, im Unterschied zu meiner mit originaler Bremspumpe. War eben doch eine gute Idee, diese einzupacken. Mein Dank geht natürlich an Corsin, der den Defekt erkannt hat. Dafür hat er sehr sehr sehr viele Punkte bei mir gut, nicht auszudenken was passiert wäre wenn das Teil während der Fahrt ganz gebrochen wäre.
Immerhin konnte ich jetzt die Schuld für den Ausritt auf die Bremse schieben - was auch nicht ganz unwahr ist. Die Bremse hat definitiv schon vor dem Kiesbettbesuch geleckt, deutlich an den Spuren an der Verkleidung zu erkennen.
Nach der Schrauberei kochte Corsin in gewohnt gekonnter Manier eine grosse Portion Teigwaren und Poulet, mmmmmmhh. Ich kümmerte mich um den Biernachschub :-)

Samstag 3.9.
Auch heute durften wir von der roten Gruppe als erste auf die Strecke. Als ich vom ersten Turn zurück kam, hielt sich meine Freude darüber allerdings in grenzen. Es war kühler, was der Medium Hinterreifen gar nicht gut fand und rechts sehr stark aufriss. Ich versuchte dann noch einen Turn damit zu fahren, aber an schnelle Zeiten war damit einfach nicht mehr zu denken. Also musste ich meinen Plan, mit einem frischen Hinterreifen ins Rennen zu gehen, etwas abändern. Der frische Hinterreifen kam halt jetzt schon für ca 5 Quali Runden um 11 Uhr drauf. Das hat auch recht gut geklappt, ich hatte 2 freie Runden und konnte wenn ich mich recht erinnere eine 2:13.0 heraus fahren. Den Turn um 12 Uhr (zählt nicht mehr zur Quali) liess ich aus und bereitete bereits die Maschine fürs Rennen vor, während Corsin den Turn noch fuhr. Fürs Rennen kamen ca 10l Sprit in den Tank und vorne ein frischer Reifen drauf. Willi hatte mir ja anstatt einen harten einen "Soft" Vorderreifen mit gebracht. Da es nun sehr heiss geworden war, könnte dieser vielleicht sogar funktionieren. Jedenfalls wars ein Versuch wert. Zu mittag gabs ein paar Teigwaren. Rennmodus ist klassisch SPS: Die Boxengasse öffnet für 2min, Fahrt auf die Startaufstellung. Dann Reihenweise Vorstart, Aufwärmrunde. Ampelstart und 8 Rennrunden.
Das 1000er Rennen war das letzte um 15:00 Uhr. Es war wirklich recht heiss, also vorher viel trinken. Nach dem letzten Aufruf über Lautsprecher gings husch raus auf die Strecke und auf meinen 13. Startplatz in der 4. Reihe. Startprozedere ging recht flott und es ging auf die Aufwärmrunde. Ich nutzte den Vorstart für einen Startversuch und zum heraus finden bis in welchen Gang man bis zur 1. Kurve kommt. 4. ganz ausdrehen reicht, je nach Verkehr vielleicht in den 3. zurück um mit mehr Dampf aus der 1. Kurve zu kommen. Dann standen wir auch schon bald wieder an der Ampel. Mein Start war zwar gut, aber nicht perfekt, die Maschine fiel zwischenzeitlich in ein kleines Tourenzahlloch. Aber es reichte um ein paar Plätze gut zu machen. Das Rennen war sehr spannend, ich war fast immer an irgend jemandem dran. Otto überholte mich in etwa der 3. Runde und ich wollte ihm folgen. Meinen einzigen Vorteil sah ich auf der Bremse. Dass ausgerechnet jetzt der Bremshebel mit jeder Bremszone näher an den Griff kam, war natürlich blöd und ich musste ein bisschen Sicherheit einbauen und abreissen lassen. Das mit dem wandernden Druckpunkt ist leider ein bekanntes Problem mit manchen lieblos gefertigten Tokico Bremszangen. Etwa 2 Runden vor Schluss machte der alte Bekannte Asmir zwei gröbere Fehler, fiel zurück und kam nicht weit vor mir wieder auf die Strecke. Jetzt aber nichts wie dem nach!! In der letzten Runde kam er extrem schlecht aus der Schwantz Curve raus, ich setzte mich daneben und fuhr einfahrts Bergauf Schikane einen klassischen Blockpass. Dass er es in der letzten Schikane nochmal versuchen würde war mir klar, also bremste ich extra so spät wie nur möglich. Nun, er bremste leider noch einen Wimpernschlag später, konnte die Linie nicht halten aber es blieb nicht genügend Platz zum kontern. Somit kam er dann halt doch just vor mir ins Ziel. Nachträglich muss man sagen ich hätte wohl auch gar nichts bremsen können, Asmir hätte sicher später gebremst ;-) Item, damit war ich nach Abzug der SPS Instruktoren 7. Beste Rundenzeit 2.11.5, da hatte ich mich also noch mal ordentlich gesteigert. Die zwei letzten Turns nutzten Corsin und ich um etwas einander nach zu fahren und fanden heraus dass wir doch ziemlich unterschiedliche Linien fahren.
Abends durften wir bei Uwe und Co den Grill mit benützen. Nachts war es ein ziemlicher Lärm im Fahrerlager, einige Leute Vis-à-Vis von uns feierten sehr ausgiebig und sehr lange, 5 Uhr morgens waren einige davon unüberhörbar immer noch wach. Ich hörte davon zum glück nur soviel wie die Ohrenstöpsel durch liessen.

Sonntag 4.9.
Den ersten Turn liess ich aus, hatte eh keinen Sinn bei den kühleren Temperaturen mit dem Medium Reifen. Im zweiten Turn gab ich dann dem Reifen noch den Rest, irgendwie hielten die 7712er dieses mal einfach höchstens 20 Runden. Wie gestern musste ich also für die Quali zum GP Rennen bereits für den 11 Uhr Turn den neuen Hinterreifen aufziehen. Weil kein Slick mehr zu haben war, nahm ich einen Dunlop D211GP in 200/55, also einen profilierten Rennreifen wie er in der Superstock 1000 gefahren wird. Und übrigens die genau gleichen Aussen Dimensionen hat wie ein KR108 Slick in 195/65, man sollte sich von den Zahlen nicht täuschen lassen. Der Reifen fährt sich auch genau gleich wie der Slick. In 2 freien Runden fuhr ich 2:12.0, was für die 5. Startposition reichte. Keine schlechte Ausgangslage. Corsin hatte sich auch locker qualifiziert, stand aber im vollen Feld irgendwo bei Position 30. Für die 16 Runden wären ca 15l nötig, also fast voll tanken. Vorne wechsle ich wieder auf den Medium Vorderreifen, der weiche von gestern sah nicht so aus als ob er noch 16 Runden machen würde.
Zu mittag hatte ich irgendwie keinen Hunger, verdrückte nur eine Scheibe Brot und trank viel. Das erste Rennen war der Newcomer und Ladies Cup, wo sich die Ladies noch ordentlich über den Haufen gefahren sind. Aha, darum wird das im Paddock "Zickencup" genannt :-) Um 14:00 gings dann für Corsin und mich los auf die Startaufstellung des 16 Runden GP Rennen. Das mit der Startaufstellung dauerte ein bisschen länger, war fast nicht zu vermeiden bei einem so vollen Feld (54 Starter), ist ja aber nicht so schlimm, wenn es heiss ist kühlen die Reifen nicht so schnell ab. Und es ist heiss!! Aufwärmrunde, wieder Startaufstellung, Ampelstart. Mein Start klappt sehr gut, ich biege unter den top drei in die erste Kurve ein. Dann geht's allerdings nur noch Rückwärts, mich überholen immer wieder Leute. Irgendwie klappt es mit dem locker fahren nicht und ein Blick auf den Laptimer bestätigt auch dass die Zeiten mit 2:13 zu langsam sind. Als mich Otto ungefähr bei Rennhälfte wieder überholt, versuche ich sofort zu kontern, muss den Konter aber wegen gelben Flaggen abbrechen. Danach komme ich nicht mehr heran. In der Bergab Rechts einfahrt Omega rutsche ich einmal gefährlich weit übers Vorderrad, das Knie konnte den Sturz grad noch verhindern. Aha, der Reifen ist also auch am A.... Darauf bog ich etwas vorsichtiger in die bergab Rechtskurven ein. Auch der Hinterreifen fing gegen ende Rennen in den vielen Rechtskurven etwas zu rutschen an. Besonders lästig wars in der letzten Kurve, wo man doch mit ordentlich Speed heraus pfeffert. Die Zielflagge hab ich schliesslich übersehen und erst auf der Gegengeraden gemerkt dass wohl fertig ist, als die Streckenposten alle Fahnen geschwenkt haben :-)
Zurück in der Boxengasse bekamen alle Wasser zur Abkühlung. Ich war in einem Hitzschlag ähnlichen Zustand, fühlte mich gar nicht gut. Nach einem Liter Wasser gings mir ein bisschen besser. Durch diverse Stürze war meine Position am ende gar nicht so schlecht, 8. Platz. Aber von der 5. Startposition aus wär natürlich mehr drin gewesen. Die Rundenzeiten waren generell langsamer als gestern, dennoch war ich mit einer 2:13 natürlich enttäuscht.

Danach räumten wir zusammen und fuhren retour. In Prag war auf der neuen Umfahrung plötzlich Fahrverbot und "bfkljaefaizufueufueze" (etwas unlesbares) angeschrieben. Corsin folge der Tschechischen Mehrheit und fuhr weiter. Wenige km später war dann fertig und wir standen im Stau. Die Tschechen kamen auf dem Pannenstreifen im Retourgang zurück und versuchten gleich neben uns eine Notausfahrt zu nehmen. Ich fragte dann unseren Staunachbar, was eigentlich los sei. Dieser sagte in gebrochenem Deutsch/Englisch "Crash - gesperrt". Man lerne: Die Mehrheit der Tschechen kann offenbar nicht lesen :-) Also nahmen wir auch diese Notausfahrt, dafür musste aber die Barriere hoch gedrückt werden. Dank Navi fanden wir den Weg problemlos über die alte Umfahrungsstrasse. Interessant wurde es dann noch mal an der Deutschen Grenze. Laut unserer Hochrechnung müsste der Tank problemlos zur einzigen Tankstelle zwischen Grenze und Nürnberg reichen. Nun, es hat gereicht wurde aber ein bisschen knapp. Mir ist schleierhaft, warum es dort über so lange Strecken keine Tankstelle gibt.
Ich übernahm dann das Steuer und sah mich erstmal mit einem ziemlich heftigen Gewitter konfrontiert. Stellenweise kam man überhaupt nicht mehr vorwärts, so hat das geschüttet. Item, nach einem weiteren Fahrerwechsel waren wir etwas nach 3 Uhr zurück in Basel.

Fazit:
- Brünn gehört definitiv immer noch zu meinen Lieblingsstrecken
- Wetter PERFEKT
- Getriebereparatur erfolgreich
- Der Defektteufel hat diesmal bei den Bremsleitungen zu geschlagen - ein RIESENGLÜCK dass nichts passiert ist.


Hockenheim IDM Strecke, 9.-11.9.2011, Schweizer Meisterschaft

Nach Terminverschiebungen und Überschneidungen mit der Arbeit konnte ich im September doch noch zur letzten Doppelveranstaltung der Schweizer Meisterschaft (SMR) antreten. Bei Bike Promotion habe ich einen Tag freies Training am Freitag davor dazu gebucht. Die Strecke würde in der IDM Variante gefahren, also sozusagen der GP Kurs ohne Haarnadel. Diese Konfiguration war ich bisher noch nie gefahren.

Freitag 9.9.
Abreise um viertel vor fünf am Morgen, drei Stunden später hab ich an der Tankstelle eingangs Hockenheim die Kanister und die GSX-R aufgetankt. Im Paddock wars schon recht voll und ich musste erst mal die Ducati Bern Box suchen. Dort wars aber auch voll und ich wurde mit einem breiten Grinsen "Ducati only" in die Nachbarsbox Nr 12 gewiesen. Dort war ich mit Rolf und diversen anderen im rechten Drittel, in der Mitte die B-King Trophy und links fast nur Meisterschaftsfahrer: Horst Saiger, Carsten, Sascha, Michi, etc.
Für Fahrerbesprechung, Anmeldung erledigen, Tageslizenz lösen etc konnte ich mir zeit nehmen, es war nämlich nass. Das Wetter sollte ja besser werden, also hab ich mich auch gleich noch für das Suzuki GSX-R Rennen nach dem Mittag angemeldet. Es trocknete nur sehr langsam ab. Just um 11 Uhr wars rechtzeitig für meinen Turn trocken. Ich war grad am Kombi anziehen als einer aus der Box "Regen" ruft. Mist! Die Strecke war in kurzer zeit wieder komplett nass, an fahren mit Trockenreifen war absolut nicht zu denken. Ich hab rasch beim Veranstalter nach gefragt, ob man beim Rennen auch ohne eine gefahrene Runde teil nehmen kann, was bejaht wurde. Sonst wären jetzt Regenreifen angesagt gewesen. Adi Wohlwend auf der B-King übte sich derweil im Räder tauschen, er wechselte bei den wechselhaften Bedingungen sicher 4x hin und her bis es ihm zuviel wurde und er einfach eine 2. Maschine bereit machte. Aber immerhin war er in der Rennquali 2. mit dem B-King Eisenhaufen. Item, es regnete dann weiter und das Rennen wurde schlussendlich abgesagt, zum ärger von letzterem B-King Fahrer. Mir wars egal, ich wär im Regen sicher nicht um die goldene Ananas gefahren, schon gar nicht mit dem guten Wetterbericht für Samstag und Sonntag. Aber ein paar Trainingsrunden auf der IDM Streckenkonfiguration wären kein Luxus... leider blieb das Wetter schlecht. Übrigens scheint Hockenheim nun Touristenführungen an die Strecke zu veranstalten, was ich durchaus löblich finde. Trotzdem fragte ich mich, warum die immer bei unserer Box vorbei kamen. Des Rätsels Lösung: Wir standen in der Box von F1 Weltmeister Sebastian Vettel :-)
Ca 16:00 wars dann halb trocken. Sascha und ich riskierten es mit Trockenreifen raus zu fahren. Es war aber mit all den Wasserläufen und nassen Flecken auf der Strecke noch völlig unfahrbar. In der ersten Runde hatte die BMW vor uns ausfahrt Mercedes einen fast Highsider. Oha, da ist wohl noch nass. Mir selber ist dann in der ersten Kurve in Schräglage urplätzlich das Heck weg, noch bevor ich wieder aufs Gas konnte. Ging grad noch gut, hier ist also auch noch nass. Ich habs dann nach 2 Runden sein lassen, das war einfach noch zu gefährlich.
Jetzt blieb für die (Racer) Gruppe A in der ich eingeteilt war gerade noch ein einziger Turn à 20min. Vom zuschauen von der Boxenmauer aus war für mich aber offensichtlich, dass der Veranstalter wohl ab dem Moment wo die Strecke trocken war indirekt freies Fahren tolerierte, anders kann ich mir die späten Bremspunkte der langsamsten Gruppe nicht erklären... aha, hier muss man also "pschiisse" um vorwärts zu kommen. Item, der letzte Turn war dann trocken und wenn ich mich nicht täusche war ich abends zeitlich bei 1:39. Immerhin, Strecke bei trockenem Zustand besichtigt. Die IDM Kehre hat's schon noch in sich. Man biegt ca mitte Parabolica in einer Doppelrechts ab und kommt ca 150m vor der Mercedes Kurve wieder auf die GP Strecke. Die Bremszone auf die IDM Strecke ist in mehrfacher Hinsicht heikel: Zunächst ist Orientierung nicht ganz einfach, es ist schwierig eine ganz gerade Anfahrt zu finden und in der zweiten Hälfte der Bremszone wechselt auch noch der Belag. Knifflig!
Abends haben wir vor der Box gegrillt, das war sehr sehr lecker! Ich half auch noch einen Moment mit, den Biervorrat zu dezimieren, verzog mich dann nach dem langen Tag aber doch mal in mein Vito-Mobil-Home.

Samstag 10.9.
Für meine Klasse SBK Open gibt es heute nur 1 Freies Training, 2 Qualyfing und 1 Rennen. Wem das nicht reicht der kann freies Fahren dazu buchen, mir war das ehrlich gesagt zu teuer. Auch neu für mich ist, dass die Klassen SBK Open und Superstock 1000 zusammen gelegt sind. Ich werde also Trainings und Rennen mit sehr sehr schellen Leuten wie Horst Saiger oder Lorenz Sennhauser absolvieren. Uh, hoffentlich steh ich da keinem im Weg. An der Fahrerbesprechung wird vom Veranstalter noch ausdrücklich das Verhalten bei blauer Flagge erläutert, weil es im letzten Lauf in Most einen Zwischenfall beim Überrunden gab.
Das freie Training am morgen läuft sehr ruhig ab, es sind wohl noch nicht alle gefahren. Ich fahre einen harten Slick hinten, was auf dem glatten Asphalt überhaupt nicht funktioniert, ich habe keinen brauchbaren Grip. Weiter brauche ich mehr mechanischen Grip, also wird das Heck um ca 2mm am Federbein abgesenkt. Merci an Sascha fürs entsprechende Werkzeug und die Hilfe. Das erste Qualifying gehe ich dann mit einem neuen Medium Slick an. Es fühlt sich alles viel besser an und ich steigere mich auf 1:37.21, immer noch nicht berauschend aber doch deutlich schneller als am morgen. Im zweiten Qualyfing fahre ich meine Qualizeit von 1:37.001. Generell fahre ich anfangs viel zu verkrampft, im 2. Quali gings schon lockerer. Pole Position ist eine 1:30 von Horst Saiger.

Als letzer Programmpunkt stand das Superstock 1000 / SBK Open Rennen auf dem Programm. Ich habe vorne einen neuen medium und hinten einen neuen medium-soft Slick aufgezogen. Wer weiss was morgen für Wetter ist, montieren wir das gute Material jetzt! Rennmodus ist etwas speziell: 17min plus 2 Runden. Also ungefähr 10 Rennrunden. Von der 6. Reihe aus (Startplatz 24) ging ich ins Rennen. Startposition ganz rechts ist nicht schlecht für die 1. Kurve in Hockenheim. Aufwärmrunde ging schon flott aber wir mussten vor der Ampel nicht mal lange warten. Mein Start ging absolut bombastisch, ich hab sicher 2 ganze Reihen stehen gelassen. Ich würde behaupten das war mein Start des Jahres. Erste Kurve ging auch gut, zweite Kurve mit der nötigen Vorsicht auch. Aber dann gings schief: Linkskurve Parabolica, am ende des ersten engen Teils hatte jemand auf der rechten Streckenseite im vorderen Teil des Feldes einen Highsider. Die Maschine überschlug sich unglücklich, flog meterhoch durch die Luft, prallte mitten im Feld auf und wurde wieder in die Luft gewirbelt. Ich war zu der zeit bereits mehr links auf der Strecke und entschied mich aufgrund des Streckenverlaufs instinktiv links, also innen, vorbei zu gehen. Blöderweise hatte die Maschine nun auch Kurs links eingeschlagen, durchquerte das wild ausweichende Feld und flog/schlitterte genau auf mich zu. Bremsen war viel zu spät, ausweichen nur begrenzt möglich. Ich weiss nicht mehr genau ob ich bis aufs Gras ging oder nicht, jedenfalls hat's dann gekracht und ich hab am rechten Fuss einen stechenden Schmerz gespürt. Ich musste die Maschine gestreift haben. Weil die Schmerzen sehr stark waren fuhr ich bei der IDM Kehre gerade aus, stellte die Maschine an die Leitplanke, hüpfte auf dem linken Fuss hinter die Leitplanke und sah nach: Durch ein Loch im Stiefel sah man einen Knochen. Scheisse! Dann hab ich durch wildes Gestikulieren auf mich aufmerksam gemacht, es kam auch sofort ein Streckenposten gerannt der die Ambulanz bestellte.
Ich wurde zuerst ins Medical Center gebracht, Diagnose kleiner Zeh wüst verletzt. Im medical Center traf ich Sascha, der beim gleichen Zwischenfall bei einer Auffahr Kollision verletzt wurde, zum glück nur leicht. Sein Vater brachte mir freundlicherweise Ausweise und Handy, bevor ich ins Krankenhaus Schwetzingen überstellt wurde.
Im Krankenhaus wurde der Zeh noch am gleichen abend operiert. Trümmerbruch offen, Sehnen abgerissen, wüste Wunde. Nach der Operation war ich etwas zuversichtlicher, der Zeh war wieder am richtigen Ort und durch einen Draht fixiert. Die Nacht war komisch, ich hatte noch nie eine Spinalanästesie wo man sich wie ab Unterleib gelähmt anfühlt - zudem war die Dosis wohl gut gerechnet weil es mindestens 5 Stunden anhielt. Interessante Erfahrung! Beim Zimmernachbar hatte ich kein Glück. Man hatte mir gesagt wegen Infektion etc müsste man sehr aufpassen, mich aber dann in ein Zimmer mit einer hoch dementen alten Person gesteckt wo es ständig übel roch, item es war keine gute Erfahrung und schlafen konnte ich schon gar nicht. Ansonsten war die Betreuung im Spital aber sehr gut.

Sonntag abend haben mich dann Michi und seine Eltern abgeholt und mit hochgelagertem Bein und allem Material in die Schweiz gefahren. Ganz herzlichen Dank dafür!
Am Montag bin ich zuhause wieder ins Krankenhaus wo das ganze kontrolliert und neu eingegipst wurde.
Voilà, das wars. Vorzeitiges Saisonende. Gratulation an Boxennachbarn Horst Saiger zum Superstock 1000 Titel!

Video vom Crash, gefilmt von Ferdi der rechts vor mir fuhr. Erst auf dem Video sieht man, wie verdammt knapp das war! Mir flog die Maschine, die nur Zentimeter über Ferdis Schulter flog, direkt in die Seite! So gesehen wars sogar sehr grosses Glück, dass nicht mehr passiert ist.
Das Video hat übrigens ziemlich die Runde gemacht im Internet und kam auf Eurosport (Watts) und im Onlineteil der Schweizer Gratiszeitung 20min.
Artikel auf Yahoo.au (300km/h warens dann schon nicht ganz ;-))

Fazit:
- Nicht allzuviel Fahrzeit fürs Geld! Da die Open Klasse mit den Superstock 1000 zusammen gelegt wurde kann man diese Rennen auch nicht schauen.
- Zum Ende der Saison leider noch eine Verletzung. Es hätte aber auch schlimmer kommen können.
- Die Maschine hat fast nichts abbekommen. Der rechte Stiefel war wie mit einem Messer aufgeschnitten!

Update
Nach 2 Wochen Gips, total 5 Wochen Fixation mit Draht und etwa 6 Wochen Krücken kann man sagen, dass der kleine Zeh definitiv gerettet ist. Etwa 8 Wochen nach dem Unfall konnte ich wieder halbwegs normal gehen. Laufen, jeglicher Sport mit Laufen und grössere Belastungen müssen bis ins 2012 warten.
Mir bleibt ein grosses DANKESCHÖN an die Ärzte. Dass der Zeh wieder gut kam, ist bei der Schwere der Verletzung nicht selbstverständlich. Ein MERCI geht auch an alle anderen, die mir geholfen haben: Die Streckenposten, Familie Kolb, meine Eltern, und nicht zuletzt die Arbeitskollegen.


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